Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit – Eines der Grundprinzipien, das die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Europäischen Union ermöglicht. Aber was bedeutet das eigentlich für Sie als potenzieller Mandant? Sind Sie sich aller Möglichkeiten bewusst, die Ihnen aufgrund dieser Freiheiten zur Verfügung stehen?

Ihre Möglichkeiten im Kontext der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit

Die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit ermöglicht es Ihnen, grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb der Europäischen Union durchzuführen, ohne dabei auf Hindernisse zu stoßen. Zu den Möglichkeiten, die sich daraus für Sie ergeben, zählen unter anderem:

  • Investitionen in andere EU-Länder
  • Eröffnung von Bankkonten in anderen EU-Mitgliedsstaaten
  • grenzüberschreitende Kreditvergabe und -aufnahme
  • Versicherungen, Pensionsfonds und andere Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen

Wie die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit funktioniert

Die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit basiert auf Artikel 63 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV). Demnach sind alle Beschränkungen für den Kapital- und Zahlungsverkehr zwischen EU-Mitgliedsstaaten sowie zwischen EU-Mitgliedsstaaten und Drittländern verboten.

Das bedeutet, dass Mitgliedsstaaten keine Sonderbestimmungen einführen dürfen, die den freien Finanzfluss behindern oder diskriminierend wirken. Dies betrifft auch nationale Regelungen, die den grenzüberschreitenden Kapital- und Zahlungsverkehr nur mittelbar beeinflussen.

Was sind die Grenzen der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit?

Trotz der allgemein geltenden Freiheit für Kapital- und Zahlungsverkehr gibt es allerdings auch einige Ausnahmen, die unter bestimmten Umständen zulässig sind. Einige Beschränkungen können zum Beispiel aus folgenden Gründen gerechtfertigt sein:

  • Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
  • Steuerehrlichkeit sicherstellen
  • Kämpfung gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung
  • Schutz des nationalen Kulturerbes

Wichtig ist hierbei, dass diese Beschränkungen verhältnismäßig sein müssen und nicht diskriminierend wirken dürfen. Das bedeutet, sie müssen einen legitimen Zweck verfolgen, für die Zielerreichung geeignet sein und das mildeste zur Verfügung stehende Mittel darstellen.

Fallstudie: Grenzüberschreitende Immobilieninvestitionen

Stellen Sie sich vor, Sie möchten in eine Immobilie im benachbarten EU-Land investieren. Dank der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit steht dieser Entscheidung grundsätzlich nichts im Wege.

Aber wie sieht es tatsächlich in der Praxis aus? Sicherlich haben Sie schon von Fällen gehört, in denen ein Immobilienkauf im Ausland in bürokratischen Hürden endete oder mit versteckten Kosten verbunden war.

  • Rechtliche Herausforderungen: Es gibt zwar keine diskriminierenden Hürden mehr für ausländische Investoren, aber dennoch müssen Sie die landesspezifischen Regelungen im Immobilienrecht beachten. Dazu zählen zum Beispiel Gesetze zu Grundbuch, Grunderwerbsteuer und Maklerprovisionen.
  • Finanzielle Aspekte: Auch die Finanzierung grenzüberschreitender Immobilieninvestitionen ist durch die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit vereinfacht. Einheimische Banken dürfen ausländischen Investoren keine ungünstigeren Kreditkonditionen anbieten. Allerdings können Wechselkursschwankungen und Zinsniveauunterschiede trotzdem für finanzielle Unsicherheiten sorgen.

Um sicherzugehen, dass Ihr grenzüberschreitendes Immobilienprojekt reibungslos verläuft, sollten Sie sich an einen Experten wenden, der Sie über die rechtlichen Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten informiert und mögliche Fallstricke aufdeckt.

Praxisbeispiel: Eröffnung eines Bankkontos im Ausland

Vielleicht planen Sie, ein Bankkonto in einem anderen EU-Mitgliedsstaat zu eröffnen, um von günstigeren Zinsen oder niedrigeren Gebühren zu profitieren. Auch hier greifen die Grundsätze der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit.

Das bedeutet, dass Banken es Ihnen ermöglichen müssen, ein Konto zu eröffnen, auch wenn Ihr Wohnsitz im Ausland liegt.

Ein wichtiger Punkt dabei ist jedoch, dass die bankinternen Richtlinien und gesetzlichen Rahmenbedingungen im jeweiligen Land zu beachten sind. Dazu zählen beispielsweise Know-Your-Customer-Verfahren und Anti-Geldwäsche-Richtlinien.

Es ist wichtig, sich im Vorfeld darüber zu informieren und die notwendigen Dokumente bereitzuhalten, um den Prozess der Kontoeröffnung reibungslos zu gestalten.

Checkliste: Was Sie bei grenzüberschreitenden Finanzaktivitäten beachten sollten

  • Global denken, aber lokal handeln: Achten Sie darauf, dass Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen des jeweiligen Landes beachten
  • Finanzen und Risiken kalkulieren: Eventuelle Wechselkursschwankungen und unterschiedliche Zinsniveaus bei grenzüberschreitenden Investitionen berücksichtigen
  • Risikomanagement: Mögliche Szenarien durchspielen und sich für eventuelle Herausforderungen wappnen
  • Expertenrat einholen: Bei großen Investitionen oder komplexen Sachverhalten sollten Sie sich an einen Fachmann wenden, der Erfahrung in grenzüberschreitenden Angelegenheiten hat
  • Kommunikation: Bei grenzüberschreitenden Aktivitäten stellen Sprachbarrieren häufig eine Herausforderung dar. Stellen Sie sicher, dass Sie einen kompetenten Ansprechpartner haben, der bei Bedarf übersetzen kann

FAQ: Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit

Gilt die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit auch für Drittländer?

Grundsätzlich ja, die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit gilt nicht nur zwischen EU-Mitgliedsstaaten, sondern auch für den Verkehr mit Drittländern.

Allerdings können für Drittländer unter bestimmten Voraussetzungen strengere Regelungen gelten, um beispielsweise Finanzmärkte zu stabilisieren oder Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen.

Wie wirkt sich der Brexit auf die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit aus?

Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ist die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit für den Finanzverkehr zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich nicht mehr uneingeschränkt gegeben.

Es gelten die vereinbarten Regelungen im Brexit-Handelsabkommen, welche für bestimmte Bereiche des Finanzmarktes weiterhin eine enge Zusammenarbeit ermöglichen, aber auch Einschränkungen mit sich bringen können.

Wie können Steueroasen die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit beeinflussen?

Steueroasen ermöglichen Unternehmen in manchen Fällen, ihre Gewinne in Niedrigsteuerländer zu verlagern und so Steuern zu sparen. Da dies die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit ausnutzt und die Steuerehrlichkeit gefährdet, hat die EU eine schwarze Liste von nicht kooperativen Steuergebieten veröffentlicht.

Hierdurch können Mitgliedsstaaten restriktivere Maßnahmen gegen diese Länder ergreifen.

Sind Kryptowährungen von der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit betroffen?

Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum können grundsätzlich im Rahmen der Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit gehandelt werden. Allerdings sind sie zum Teil stärker reguliert als traditionelle Finanzinstrumente, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung vorzubeugen.

Dabei müssen Sie die jeweiligen landesspezifischen Regelungen beachten.

Ob Sie nun in eine Immobilie im Ausland investieren, ein Konto in einem anderen EU-Mitgliedsstaat eröffnen möchten oder einfach mehr über die Kapital- und Zahlungsverkehrsfreiheit erfahren wollen, unsere Anwälte stehen Ihnen gerne zur Verfügung.

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