Das Mess- und Eichgesetz (MessEG) ist ein zentrales Gesetz in Deutschland, das den rechtlichen Rahmen für das Messwesen und die Eichverwaltung schafft. Es dient dem Schutz der Verbraucher und dem ordnungsgemäßen Handel, indem es die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Messgeräten und deren korrekte Verwendung bei bestimmten Messungen sicherstellt. In diesem Beitrag werden die historische Entwicklung des Mess- und Eichwesens, die Ziele und Grundsätze des MessEG, die Verantwortlichkeiten und Pflichten der beteiligten Akteure sowie die Überwachung und Kontrolle von Verstößen und deren rechtliche Folgen ausführlich behandelt. Zudem wird auf die Relevanz des Mess- und Eichrechts für die wirtschaftliche Entwicklung, den Handel und den Verbraucherschutz eingegangen.

Historischer Hintergrund und Entwicklung des Mess- und Eichwesens

Das Mess- und Eichwesen hat eine lange Geschichte, die auf das Römische Reich und später auf das Heilige Römische Reich zurückgeht. Die Römer legten großen Wert auf einheitliche Maße und Gewichte, um den Handel und die Verwaltung effizienter zu gestalten. Eine frühe gesetzliche Regelung des Messwesens in Deutschland geht auf das Jahr 1531 und den Reichstag von Augsburg zurück. In der Folgezeit entstanden auf Landesebene weitere eichrechtliche Vorschriften, die jedoch aufgrund von Abweichungen und Unklarheiten zu Handelshemmnissen und Wettbewerbsverzerrungen führten.

Das Interesse an einer Vereinheitlichung der Maße und Gewichte wuchs im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, als der Handel zunehmend international wurde und technische Fortschritte eine genauere Messung ermöglichten. 1834 trat in Preußen das erste allgemeine Eichgesetz in Kraft, und 1875 wurde die internationale Meterkonvention unterzeichnet, mit der das Internationale Büro für Maß und Gewicht (BIPM) gegründet und das Internationale System der Einheiten (SI) eingeführt wurde. In der Bundesrepublik Deutschland wurde 1969 das erste Eichgesetz verabschiedet, das 2015 durch das Mess- und Eichgesetz abgelöst wurde, um sich aktuellen Anforderungen und Entwicklungen anzupassen.

Ziele und Grundsätze des Mess- und Eichgesetzes

Das Mess- und Eichgesetz verfolgt folgende Hauptziele:

  • Verbraucherschutz: Verlässliche und nachvollziehbare Messwerte sind für die Verbraucher von Bedeutung, um die Qualität von Waren und Dienstleistungen beurteilen zu können. Falsche Messungen können zu irreführenden Angaben führen, die die Verbraucher benachteiligen.
  • Schutz der Umwelt und der Ressourcen: Genauigkeit und Transparenz bei der Messung von Energieverbrauch, Emissionen oder Lärmbelastungen sind wichtig, um Umweltbelastungen zu erkennen und zu reduzieren.
  • Förderung des Handels: Einheitliche und internationale abgestimmte Messsysteme erleichtern den Handel und tragen dazu bei, Handelshemmnisse abzubauen und Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern.
  • Garantie der öffentlichen Sicherheit: Richtig funktionierende Messgeräte und -systeme sind für die verlässliche Überwachung und Kontrolle von Verkehr, Bauwesen oder Medizin von Bedeutung.

Um diese Ziele zu erreichen, basiert das Mess- und Eichgesetz auf folgenden Grundsätzen:

  • Einheitlichkeit der Maße und Gewichte: Die gesetzlichen Einheiten sind im Einheiten- und Zeitgesetz (EinheitZeitG) festgelegt und entsprechen dem Internationalen System der Einheiten (SI).
  • Unabhängigkeit und Neutralität der Eichbehörden: Die Eichbehörden sind öffentlich-rechtlich organisiert und unterliegen keiner Weisung durch wirtschaftliche oder politische Interessen.
  • Akkreditierung und Zulassung von Prüfstellen und Prüfern: Um ein hohes Niveau an Kompetenz und Qualität zu gewährleisten, müssen Prüfstellen und Prüfer bestimmte Voraussetzungen erfüllen und ein regelmäßiges Überwachungsverfahren durchlaufen.
  • Verantwortlichkeit und Haftung der Hersteller, Betreiber und Anwender von Messgeräten: Sie sind verpflichtet, für die Übereinstimmung der Geräte mit den gesetzlichen Anforderungen zu sorgen und diese regelmäßig prüfen zu lassen.
  • Überwachung und Kontrolle: Die Einhaltung des Mess- und Eichgesetzes und seiner Verordnungen wird durch die Eichbehörden, Prüfstellen und vereidigte Eichbeamte überprüft und bei Verstößen können Bußgelder oder andere Maßnahmen verhängt werden.

Verantwortlichkeiten und Pflichten der beteiligten Akteure

Das Mess- und Eichgesetz verteilt die Verantwortlichkeiten und Pflichten im Messwesen und im Eichwesen auf verschiedene Akteure, von denen die wichtigsten Folgende sind:

  • Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi): Als oberste Eichbehörde ist das BMWi für die rechtlichen, strategischen und internationalen Aspekte des Mess- und Eichwesens zuständig.
  • Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV): Das BEV ist die zentrale Fachbehörde, die für die einheitliche Durchführung des Mess- und Eichgesetzes und der zugehörigen Verordnungen zuständig ist.
  • Eichbehörden der Länder: Zuständig für die tatsächliche Durchführung der Eichungen und die Überwachung und Kontrolle sind die Landeseichbehörden, die von den jeweiligen Landesregierungen eingerichtet werden.
  • Hersteller, Inverkehrbringer, Betreiber und Anwender von Messgeräten: Sie sind für die ordnungsgemäße Verwendung und das rechtzeitige Erkennen etwaiger Mängel an Messgeräten verantwortlich und müssen sicherstellen, dass die Geräte den gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
  • Akkreditierte Prüfstellen und Prüfer: Sie sind für die Durchführung der Konformitätsbewertungen und Prüfungen sowie für die Ausstellung von Prüfbescheinigungen zuständig.

Überwachung und Kontrolle von Verstößen gegen das Mess- und Eichgesetz

Die Überwachung und Kontrolle der Einhaltung des Mess- und Eichgesetzes obliegt primär den zuständigen Eichbehörden der Länder, die durch ihre Eichbeamten Kontroll- und Ermittlungsmaßnahmen auf der Grundlage von Stichproben, Anzeigen oder Beschwerden durchführen. Dabei können sie von akkreditierten Prüfstellen und Prüfern unterstützt werden. Die Eichbehörden sind dabei verpflichtet, eng mit anderen Behörden wie der Marktüberwachung, der Zollverwaltung, der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten.

Bei festgestellten Verstößen gegen das Mess- und Eichgesetz oder seine Verordnungen können die Eichbehörden Maßnahmen ergreifen, um die Beseitigung der Mängel einzufordern oder die weitere Nutzung der betroffenen Messgeräte zu untersagen. Bei schwerwiegenden Verstößen können auch Bußgelder, die im Bußgeldkatalog des Mess- und Eichwesens festgelegt sind, oder im Falle von Betrug oder Täuschung auch strafrechtliche Konsequenzen drohen.

Das Mess- und Eichgesetz sieht zudem eine Meldepflicht für Informationen über Sicherheitsrisiken, Unregelmäßigkeiten oder Verstöße im Messwesen vor, die sowohl von Herstellern, Eichbehörden als auch von Prüfstellen und Prüfern gegenüber dem Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen wahrzunehmen sind.

Relevanz des Mess- und Eichrechts für Unternehmen und Einzelpersonen

Das Mess- und Eichrecht betrifft eine große Bandbreite von Branchen, Unternehmen und Einzelpersonen und ist für viele Aspekte der Wirtschaft, des Handels und des Verbraucherschutzes von Bedeutung. Im Folgenden werden einige der Hauptanwendungsbereiche und Beispiele für die Relevanz des Mess- und Eichgesetzes dargestellt:

  • Handel und E-Commerce: Preisangaben und Mengenangaben bei Waren und Dienstleistungen müssen korrekt sein, um das Vertrauen der Verbraucher und Geschäftspartner zu sichern und den fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Auch die Einhaltung von Verpackungsvorschriften oder die Verwendung von Messgeräten wie Waagen und Messbechern ist von Bedeutung.
  • Energie- und Wasserwirtschaft: Die verlässliche Messung von Energieverbrauch, Wasserverbrauch und Abwassermengen ist entscheidend für die Preisbildung, die Umweltverträglichkeit und die Regulierung von Versorgungsunternehmen. Dafür kommen Messgeräte wie Stromzähler, Gaszähler oder Wasserzähler zum Einsatz, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen müssen.
  • Umwelt- und Arbeitsschutz: Im Bereich von Umweltschutz und Arbeitsschutz sind genaue und nachvollziehbare Messungen von Faktoren wie Emissionen, Immissionen, Lärmbelastungen, Strahlung oder Arbeitstemperaturen erforderlich, um gesetzliche Grenzwerte und Vorschriften einzuhalten sowie Risiken und Gefahren zu minimieren. Dazu kommen kalibrierte Messgeräte wie Schallpegelmesser, Luftqualitätssensoren oder Wärmemessgeräte zum Einsatz.
  • Verkehr und Bauwesen: In diesen Bereichen spielt das Mess- und Eichrecht beispielsweise bei der Abrechnung von Kraftstoffverbrauch, Parkgebühren, Mautgebühren oder Baustoffmengen eine Rolle. Dafür werden Messinstrumente wie Kraftstoffzähler, Parkuhren, Mautstationen oder Betonmischwagen eingesetzt, die eichrechtlichen Bestimmungen unterliegen.
  • Medizin und Gesundheitswesen: Die Genauigkeit von Diagnose-, Therapie- und Kontrollgeräten ist entscheidend für die Patientensicherheit und die Qualität von medizinischer Versorgung. Auch die Dosierung von Medikamenten, Injektionslösungen oder Blutkonserven erfordert verlässliche Messsysteme, die kontrolliert und kalibriert werden müssen.
  • Wissenschaft und Forschung: Die Qualität und die internationale Anerkennung von Forschungsergebnissen und technologischen Innovationen hängt von der Einhaltung von anerkannten Messstandards und der Verwendung von eichrechtlich konformen Instrumenten ab.

FAQ zum Mess- und Eichgesetz

Nachfolgend die häufigsten Fragen für Sie auf einen Blick.

Wie sieht die Rechtsgrundlage für das Mess- und Eichgesetz aus?
Das Mess- und Eichgesetz (MessEG) stammt aus dem Jahr 2015 und ersetzt das frühere Eichgesetz von 1969. Es bildet den zentralen gesetzlichen Rahmen für das deutsche Mess- und Eichwesen und wird durch Verordnungen und Richtlinien konkretisiert und ergänzt.

Was sind die Ziele des Mess- und Eichgesetzes?
Das Mess- und Eichgesetz dient dem Verbraucherschutz, dem Schutz der Umwelt und der Ressourcen, der Förderung des Handels und der Garantie der öffentlichen Sicherheit durch die Sicherstellung von Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Transparenz bei Messungen und Messgeräten.

Wer ist für die Durchführung und Überwachung des Mess- und Eichgesetzes zuständig?
Die Zuständigkeit und Verantwortung für die Durchführung und Überwachung des Mess- und Eichgesetzes liegt bei den Landeseichbehörden und ihren Eichbeamten, die unter Aufsicht des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie stehen.

Welche Pflichten haben Hersteller, Betreiber und Anwender von Messgeräten?
Hersteller, Betreiber und Anwender von Messgeräten sind verpflichtet, für die Übereinstimmung der Geräte mit den gesetzlichen Anforderungen zu sorgen, diese regelmäßig prüfen zu lassen und bei Mängeln entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Welche Sanktionen drohen bei Verstößen gegen das Mess- und Eichgesetz?
Verstöße gegen das Mess- und Eichgesetz können je nach Schwere und Umfang der Verstöße mit Bußgeldern, Untersagungen oder strafrechtlichen Konsequenzen geahndet werden. Die Überwachung und Kontrolle erfolgt durch die Eichbehörden und ihre Eichbeamten.

Fazit zum Mess- und Eichgesetz

Das Mess- und Eichgesetz ist ein wichtiges Instrument zum Schutz der Verbraucher, der Umwelt und der öffentlichen Sicherheit sowie zur Förderung des Handels und der Wirtschaft. Die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen und die Verwendung von geprüften und kalibrierten Messgeräten sind wesentlich für die Qualität, Transparenz und Zuverlässigkeit von Messwerten und deren Anwendung in verschiedenen Branchen und Anwendungsfeldern. Unternehmen und Einzelpersonen sollten sich daher mit den Anforderungen und Pflichten des Mess- und Eichrechts vertraut machen und entsprechende Maßnahmen zur Einhaltung der Vorschriften ergreifen. Bei rechtlichen Fragen oder Unsicherheiten ist die Beratung durch einen Rechtsanwalt oder eine Eichbehörde empfehlenswert.

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