In den meisten rechtlichen Auseinandersetzungen geht es nicht nur um das bloße Durchsetzen oder Abwehren von Ansprüchen, sondern auch um die Frage, welche Kosten auf die Beteiligten zukommen. Prozesskosten umfassen in der Regel die Gerichtskosten und die Kosten der anwaltlichen Vertretung. Dieser Beitrag liefert Ihnen umfassende Informationen über die verschiedenen Aspekte der Prozesskosten, sodass Sie sich ein besseres Bild davon machen können, was Sie erwarten können. Dabei wird detailliert auf die Gerichtskosten, Anwaltskosten und mögliche finanzielle Hilfen eingegangen.

Inhaltsverzeichnis

Gerichtskosten

Gerichtskosten sind die Kosten, die durch die Tätigkeit der Gerichte und deren Mitarbeiter entstehen. Sie umfassen:

  • Gerichtsgebühren
  • Auslagen, z. B. für Sachverständige, Dolmetscher und Zeugen
  • Kosten für die Zustellung von Schriftstücken

Die Gerichtskosten richten sich nach dem Gerichtskostengesetz (GKG) und sind abhängig vom Streitwert, der im Prozess festgesetzt wird. In vielen Fällen können die Gerichtskosten einen erheblichen Betrag ausmachen, daher ist es wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, welche Kosten auf Sie zukommen können.

Streitwert und Gerichtskostentabelle

Der Streitwert ist der Wert, der dem gerichtlichen Verfahren zugrunde liegt. Er wird vom Gericht im jeweiligen Einzelfall festgesetzt und dient unter anderem als Bemessungsgrundlage für die Gerichts- und Anwaltskosten. Zur Berechnung der Gerichtskosten wird auf die Gerichtskostentabelle zurückgegriffen, die im Internet einsehbar ist.

Beispiele für die Berechnung von Gerichtskosten

Um Ihnen ein besseres Verständnis für die Berechnung von Gerichtskosten zu geben, haben wir einige Beispiele zusammengestellt:

  1. Bei einem Streitwert von 5.000 Euro betragen die Gerichtsgebühren im Klageverfahren 291 Euro.
  2. Bei einem Streitwert von 20.000 Euro betragen die Gerichtsgebühren im Klageverfahren 639 Euro.
  3. Bei einem Streitwert von 100.000 Euro betragen die Gerichtsgebühren im Klageverfahren 2.639 Euro.

Anwaltskosten

Die Anwaltskosten sind die Kosten, die durch die Tätigkeit eines Rechtsanwalts entstehen. Sie setzen sich aus den Gebühren und den Auslagen zusammen und richten sich nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG). Es gibt zwei Hauptbestandteile der Anwaltskosten:

  • Die gesetzlichen Gebühren, die in Abhängigkeit vom Streitwert berechnet werden
  • Die individuellen Gebühren, die zwischen Anwalt und Mandant vereinbart werden können (z. B. Vereinbarungen über Pauschalhonorare, Stundenhonorare oder Erfolgshonorare)

Gesetzliche und individuelle Gebühren: Ein Vergleich

Während die gesetzlichen Gebühren durch das RVG festgelegt sind und sich nach dem Streitwert richten, können individuelle Gebühren zwischen Anwalt und Mandant ausgehandelt werden. Im Folgenden geben wir Ihnen einige Beispiele für die Unterschiede zwischen diesen Gebührenarten:

  1. Gesetzliche Gebühren:
    • Bei einem Streitwert von 5.000 Euro betragen die gesetzlichen Gebühren für eine Klageerhebung 583,50 Euro.
    • Bei einem Streitwert von 20.000 Euro betragen die gesetzlichen Gebühren für eine Klageerhebung 1.274,00 Euro.
    • Bei einem Streitwert von 100.000 Euro betragen die gesetzlichen Gebühren für eine Klageerhebung 3.612,00 Euro.
  2. Individuelle Gebühren:
    • Ein Anwalt kann mit seinem Mandanten ein Pauschalhonorar von z. B. 2.000 Euro für die gesamte Vertretung im Prozess vereinbaren. In diesem Fall ist die Höhe der Gebühren unabhängig vom Streitwert.
    • Ein Anwalt kann mit seinem Mandanten ein Stundenhonorar von z. B. 250 Euro vereinbaren. In diesem Fall hängt die Höhe der Gebühren von der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden ab.
    • Ein Anwalt kann mit seinem Mandanten ein Erfolgshonorar von z. B. 30 Prozent vereinbaren. In diesem Fall wird das Honorar nur im Erfolgsfall fällig, das heißt wenn das Verfahren gewonnen wird oder ein Vergleich abgeschlossen wird.

Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung

Wenn Sie nicht in der Lage sind, die Prozesskosten aus eigener Tasche zu bezahlen, gibt es verschiedene Möglichkeiten, finanzielle Hilfe zu erhalten:

Prozesskostenhilfe

Die Prozesskostenhilfe (PKH) ist eine staatliche Unterstützung, die dazu dient, bedürftigen Personen den Zugang zum Recht und zu einem Gerichtsverfahren zu ermöglichen. Voraussetzung für die Gewährung von PKH ist, dass Sie aufgrund Ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht in der Lage sind, die Kosten des Prozesses selbst zu tragen.

Beratungshilfe

Beratungshilfe ist eine staatliche Unterstützung für bedürftige Personen, die vor einem Gerichtsverfahren rechtlichen Rat benötigen. Die Beratungshilfe kann bei einem Rechtsanwalt beantragt werden, der dann im Rahmen der Beratungshilfe seine Tätigkeit ausübt.

Rechtsschutzversicherung

Eine Rechtsschutzversicherung ist eine private Versicherung, die die Kosten eines Rechtsstreits abdeckt. Die Leistungen der Rechtsschutzversicherung umfassen in der Regel die Anwaltskosten, Gerichtskosten und gegebenenfalls die Kosten eines Sachverständigen oder Dolmetschers.

Aktuelle Rechtsprechung und Beispiele

Im Folgenden stellen wir einige aktuelle Gerichtsentscheidungen und Beispiele vor, die für das Thema Prozesskosten relevant sind:

  1. Bundesgerichtshof, Urteil vom 04.12.2019 – IV ZR 44/19: In diesem Fall entschied der Bundesgerichtshof, dass eine Rechtsschutzversicherung die Kosten für ein Mediationsverfahren als ergänzende Leistung übernehmen muss, wenn es sich um ein gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren handelt.
  2. Bundesgerichtshof, Beschluss vom 18.12.2019 – XII ZB 509/18: Der Bundesgerichtshof hat in diesem Fall entschieden, dass bei einer erfolgreichen Beschwerde gegen eine Kostenrechnung des Gerichts auch die Kosten der anwaltlichen Vertretung im Beschwerdeverfahren zu erstatten sind.
  3. Bundesgerichtshof, Urteil vom 11.12.2018 – VI ZR 664/17: In diesem Fall entschied der Bundesgerichtshof, dass ein Rechtsanwalt bei einer missverständlichen und fehlerhaften Rechnung seine Gebührenforderung verwirkt haben kann.

FAQ

Wie hoch sind die Gerichtskosten?
Die Gerichtskosten richten sich nach dem Gerichtskostengesetz (GKG) und sind abhängig vom Streitwert, der im Prozess festgesetzt wird. Je höher der Streitwert, desto höher sind die Gerichtskosten.
Wie werden die Anwaltskosten berechnet?
Anwaltskosten setzten sich aus den gesetzlichen Gebühren, die in Abhängigkeit vom Streitwert berechnet werden, und den individuellen Gebühren zusammen, die zwischen Anwalt und Mandant vereinbart werden können (z. B. Pauschalhonorare, Stundenhonorare oder Erfolgshonorare).
In welchen Fällen können Prozesskostenhilfe und Beratungshilfe gewährt werden?
Prozesskostenhilfe und Beratungshilfe können gewährt werden, wenn Sie aufgrund Ihrer persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse nicht in der Lage sind, die Kosten der rechtlichen Beratung oder Vertretung selbst zu tragen. Dies wird im Rahmen eines Antragsverfahrens geprüft.
Was übernimmt eine Rechtsschutzversicherung?
Eine Rechtsschutzversicherung übernimmt in der Regel die Anwaltskosten, die Gerichtskosten und gegebenenfalls die Kosten eines Sachverständigen oder Dolmetschers für die versicherten Rechtsgebiete. Die genauen Leistungen können je nach Versicherungsvertrag variieren.
Wann kann ein Anwalt seine Gebührenforderung verwirken?
Ein Anwalt kann seine Gebührenforderung verwirken, wenn er beispielsweise eine missverständliche und fehlerhafte Rechnung stellt, die für den Mandanten nicht nachvollziehbar ist. In solchen Fällen kann der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden, dass die Gebührenforderung des Anwalts verwirkt ist.

Fazit

Die Prozesskosten sind ein wichtiger Faktor in jedem Rechtsstreit, der nicht außer Acht gelassen werden sollte. Gerichts- und Anwaltskosten können erhebliche Beträge ausmachen und sollten strategisch in die Überlegungen bei der Prozessführung einbezogen werden. Die Informationen in diesem Beitrag sollen Ihnen dabei helfen, die Kostenrisiken in Ihrer rechtlichen Auseinandersetzung besser einzuschätzen und eine fundierte Entscheidung über den weiteren Verlauf Ihres Verfahrens zu treffen. Wenn Sie finanzielle Unterstützung benötigen, können Sie sich über verschiedene Möglichkeiten wie Prozesskostenhilfe, Beratungshilfe oder Rechtsschutzversicherungen informieren. Dabei ist es wichtig, sich umfassend über die jeweiligen Voraussetzungen und Leistungen zu informieren und bei Bedarf rechtlichen Rat einzuholen, um die bestmögliche Entscheidung für Ihren individuellen Fall treffen zu können.

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