Die Vorauskasse ist eine gängige Zahlungsart bei Online-Käufen, aber auch bei Verträgen zwischen Unternehmen. In diesem Blog-Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über die Vorauskasse: Ihre Rechte und Pflichten als Käufer und Verkäufer, gesetzliche Regelungen und Beispiele. Wir werden auch häufig gestellte Fragen beantworten und Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihre Rechte durchsetzen können.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Vorauskasse?
  2. Rechtliche Grundlagen der Vorauskasse
  3. Rechte und Pflichten bei Vorauskasse
  4. Beispiele für die Anwendung der Vorauskasse
  5. Häufig gestellte Fragen (FAQ)
  6. Vorauskasse: Unser Fazit

Was ist Vorauskasse?

Die Vorauskasse ist eine Zahlungsmethode, bei der der Käufer den vollständigen Kaufpreis im Voraus an den Verkäufer zahlt, bevor die Ware versendet oder die Dienstleistung erbracht wird. Vorauskasse kann sowohl bei Online-Käufen als auch bei Geschäften zwischen Unternehmen oder zwischen Privatpersonen angewendet werden.

Typische Beispiele für Vorauskasse sind der Kauf von Waren in Online-Shops, die Bestellung von maßgeschneiderten Produkten oder die Bezahlung von Handwerkerleistungen im Voraus.

Rechtliche Grundlagen der Vorauskasse

Die Vorauskasse ist im deutschen Recht nicht ausdrücklich geregelt, jedoch gibt es gesetzliche Bestimmungen, die im Zusammenhang mit Vorauskasse relevant sind:

  • § 433 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) regelt grundsätzlich das Kaufvertragsrecht und definiert die Pflichten von Käufer und Verkäufer. Nach dieser Vorschrift hat der Verkäufer die Ware zu übergeben und das Eigentum daran zu verschaffen. Der Käufer hat den vereinbarten Kaufpreis zu zahlen.
  • § 320 BGB verlangt, dass der Käufer nur Zug um Zug gegen Übergabe der Ware zahlen muss. Dies bedeutet, dass der Käufer grundsätzlich nicht verpflichtet ist, im Voraus zu zahlen. Allerdings können die Parteien im Vertrag etwas anderes vereinbaren, zum Beispiel die Zahlung per Vorauskasse.
  • § 326 BGB regelt die Rechte des Käufers bei Nichterfüllung des Vertrags durch den Verkäufer. Wenn der Verkäufer die Ware nicht liefert, obwohl der Käufer im Voraus gezahlt hat, kann der Käufer vom Vertrag zurücktreten und Ersatz des entstandenen Schadens verlangen.

Bei Verträgen zwischen Verbrauchern und Unternehmern gelten zusätzlich die Regelungen des Verbrauchsgüterkaufrechts (§§ 474-479 BGB) und des Fernabsatzrechts (§§ 312b-312f BGB). Diese Vorschriften enthalten besondere Schutzvorschriften für Verbraucher, zum Beispiel ein Widerrufsrecht bei Online-Käufen oder spezielle Gewährleistungsrechte bei Mängeln der Ware.

Rechte und Pflichten bei Vorauskasse

Wir haben alle Rechte und Pflichten zusammengefasst, die bei der Vorauskasse entscheidend sind.

Rechte und Pflichten des Käufers

Der Käufer hat bei Vereinbarung von Vorauskasse die Pflicht, den Kaufpreis im Voraus an den Verkäufer zu zahlen. Erst nach Eingang der Zahlung ist der Verkäufer verpflichtet, die Ware zu versenden oder die Dienstleistung zu erbringen. Die Rechte des Käufers bei Vorauskasse umfassen insbesondere:

  1. Recht auf Übergabe und Verschaffung des Eigentums an der Ware (§ 433 BGB)
  2. Recht auf vollständige und mangelfreie Lieferung der Ware (§§ 434, 437 BGB)
  3. Recht auf Gewährleistung bei Mängeln der Ware (§§ 434, 437 BGB)
  4. Recht auf Rücktritt vom Vertrag bei Nichterfüllung durch den Verkäufer (§ 326 BGB)
  5. Recht auf Schadensersatz bei Nichterfüllung oder Verzug des Verkäufers (§§ 280, 286 BGB)
  6. Recht auf Widerruf bei Fernabsatzverträgen (§ 355 BGB)

Der Käufer sollte bei Vorauskasse darauf achten, dass er den Kaufpreis an die korrekte Bankverbindung des Verkäufers überweist und den Verwendungszweck (z. B. Bestellnummer) angibt, damit der Verkäufer die Zahlung eindeutig zuordnen kann. Bei Nichterfüllung des Vertrags durch den Verkäufer sollte der Käufer zunächst versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden, zum Beispiel durch Nachfristsetzung oder Nachbesserung.

Wenn dies nicht erfolgreich ist, kann der Käufer seine gesetzlichen Rechte geltend machen, zum Beispiel Rücktritt, Schadensersatz oder Minderung des Kaufpreises.

Rechte und Pflichten des Verkäufers

Der Verkäufer hat bei Vereinbarung von Vorauskasse die Pflicht, die Ware erst nach Eingang der Zahlung des Käufers zu versenden oder die Dienstleistung zu erbringen. Die Rechte des Verkäufers bei Vorauskasse umfassen insbesondere:

  1. Recht auf Zahlung des Kaufpreises im Voraus (§ 320 BGB)
  2. Recht auf Verweigerung der Leistung bei Nichtzahlung des Käufers (§ 320 BGB)
  3. Recht auf Rücktritt vom Vertrag bei Nichtzahlung des Käufers (§ 326 BGB)
  4. Recht auf Schadensersatz bei Nichtzahlung oder Verzug des Käufers (§§ 280, 286 BGB)

Der Verkäufer sollte bei Vorauskasse darauf achten, dass er die Zahlung des Käufers korrekt verbucht und die Ware oder Dienstleistung erst nach Eingang der Zahlung erbringt. Bei Nichtzahlung des Käufers sollte der Verkäufer zunächst eine Mahnung und Nachfristsetzung versenden. Wenn der Käufer auch nach Ablauf der Nachfrist nicht zahlt, kann der Verkäufer seine gesetzlichen Rechte geltend machen, zum Beispiel Rücktritt, Schadensersatz oder Verzugszinsen.

Beispiele für die Anwendung der Vorauskasse

Im Folgenden finden Sie einige Beispiele, in denen die Vorauskasse zur Anwendung kommt und wie die Rechte und Pflichten der beteiligten Parteien aussehen:

Beispiel 1: Online-Kauf

Anna bestellt ein Kleid in einem Online-Shop und entscheidet sich für die Zahlungsart Vorauskasse. Nach Abschluss der Bestellung erhält sie eine E-Mail mit der Bankverbindung des Online-Shops und überweist den Kaufpreis. Der Online-Shop ist verpflichtet, das Kleid erst nach Eingang der Zahlung an Anna zu versenden. Anna hat das Recht, eine mangelfreie Ware zu erhalten und kann bei Nichterfüllung des Vertrags ihre gesetzlichen Rechte geltend machen.

Beispiel 2: Maßgeschneidertes Produkt

Max beauftragt einen Schreiner mit der Anfertigung eines maßgeschneiderten Kleiderschranks. Der Schreiner verlangt eine Anzahlung von 50% des vereinbarten Preises als Vorauskasse. Max zahlt die Anzahlung, und der Schreiner beginnt mit der Arbeit. Nach Fertigstellung des Kleiderschranks zahlt Max den Restbetrag, und der Schreiner liefert den Schrank. Max hat das Recht auf eine vollständige und mangelfreie Lieferung des Kleiderschranks und kann bei Nichterfüllung des Vertrags seine gesetzlichen Rechte geltend machen.

Beispiel 3: Handwerkerleistung

Lisa beauftragt einen Maler, ihre Wohnung zu streichen. Der Maler verlangt die vollständige Zahlung des vereinbarten Preises als Vorauskasse. Lisa zahlt den Betrag, und der Maler führt die Arbeiten aus. Lisa hat das Recht auf eine ordnungsgemäße Durchführung der Malerarbeiten und kann bei Nichterfüllung des Vertrags ihre gesetzlichen Rechte geltend machen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Im Folgenden beantworten wir einige häufig gestellte Fragen zum Thema Vorauskasse:

Frage 1: Ist die Vorauskasse für den Käufer verpflichtend?

Die Vorauskasse ist für den Käufer nicht grundsätzlich verpflichtend, jedoch können Käufer und Verkäufer diese Zahlungsart im Vertrag vereinbaren. Wenn der Käufer nicht im Voraus zahlen möchte, sollte er nach alternativen Zahlungsmethoden fragen, zum Beispiel Nachnahme oder Rechnung.

Frage 2: Was passiert, wenn der Käufer die Vorauskasse nicht leistet?

Wenn der Käufer die Vorauskasse nicht leistet, ist der Verkäufer nicht verpflichtet, die Ware zu versenden oder die Dienstleistung zu erbringen. Der Verkäufer kann in diesem Fall vom Vertrag zurücktreten, Schadensersatz verlangen oder Verzugszinsen geltend machen.

Frage 3: Was passiert, wenn der Verkäufer die Ware nicht liefert oder die Dienstleistung nicht erbringt?

Wenn der Verkäufer die Ware nicht liefert oder die Dienstleistung nicht erbringt, obwohl der Käufer im Voraus gezahlt hat, kann der Käufer vom Vertrag zurücktreten, Schadensersatz verlangen oder den Kaufpreis mindern. Der Käufer sollte zunächst versuchen, eine einvernehmliche Lösung mit dem Verkäufer zu finden, zum Beispiel durch Nachfristsetzung oder Nachbesserung.

Frage 4: Wie kann der Käufer sein Geld zurückbekommen, wenn der Verkäufer nicht liefert?

Der Käufer kann bei Nichtlieferung des Verkäufers zunächst versuchen, eine einvernehmliche Lösung zu finden, zum Beispiel durch Nachfristsetzung oder Nachbesserung. Wenn dies nicht erfolgreich ist, kann der Käufer seine gesetzlichen Rechte geltend machen, zum Beispiel Rücktritt vom Vertrag und Rückforderung des gezahlten Kaufpreises. In manchen Fällen kann auch eine Anzeige bei der Polizei wegen Betrugs sinnvoll sein.

Frage 5: Gibt es besondere Regelungen für Verbraucher im Zusammenhang mit Vorauskasse?

Ja, bei Verträgen zwischen Verbrauchern und Unternehmern gelten die Regelungen des Verbrauchsgüterkaufrechts (§§ 474-479 BGB) und des Fernabsatzrechts (§§ 312b-312f BGB). Diese Vorschriften enthalten besondere Schutzvorschriften für Verbraucher, zum Beispiel ein Widerrufsrecht bei Online-Käufen oder spezielle Gewährleistungsrechte bei Mängeln der Ware.

Vorauskasse: Unser Fazit

Die Vorauskasse ist eine gängige Zahlungsart bei Online-Käufen, aber auch bei Verträgen zwischen Unternehmen oder zwischen Privatpersonen. Käufer und Verkäufer sollten sich über ihre Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit Vorauskasse im Klaren sein und diese im Vertrag entsprechend vereinbaren. Bei Nichterfüllung des Vertrags durch eine der Parteien sollten zunächst einvernehmliche Lösungen gesucht und, wenn dies nicht erfolgreich ist, die gesetzlichen Rechte geltend gemacht werden.

Unsere Anwaltskanzlei steht Ihnen bei Fragen und Problemen im Zusammenhang mit Vorauskasse gerne zur Verfügung und hilft Ihnen, Ihre Rechte durchzusetzen.

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Philipp Franz Rechtsanwalt

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