Ein Eid spielt in vielen Rechtsbereichen eine wichtige Rolle. Besonders in Gerichtsverfahren ist das Ablegen von Eiden ein wesentlicher Bestandteil und wird in vielen Fällen von Zeugen, Sachverständigen und angeklagten Personen verlangt. Auch bei der Vereidigung von Beamten, Notaren und Rechtsanwälten hat der Eid eine bedeutende Funktion.

In diesem Beitrag werden wir die Bedeutung von Eiden, die Verfahren und die rechtlichen Aspekte rund um das Thema detailliert erläutern.

Definition und Bedeutung von Eiden

Der Begriff „Eid“ stammt aus dem althochdeutschen Wort „eið“ und bedeutet so viel wie Schwur oder Gelöbnis. Ein Eid ist eine feierliche, rechtlich verbindliche Zusage, dass eine Person die Wahrheit sagt oder bestimmte Pflichten erfüllen wird. In der Regel wird der Eid mit einer religiösen oder weltanschaulichen Formel ergänzt, um die Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit zu unterstreichen.

Die Bedeutung des Eides liegt in seiner Funktion als Instrument zur Glaubhaftmachung von Angaben, Tatsachen oder einem verpflichtenden Verhalten gegenüber dem Staat oder einer anderen Person oder Institution. Eiden sind in vielen Bereichen des deutschen Rechts von Bedeutung, unter anderem in Straf- und Zivilprozessen, bei der Vereidigung von Beamten und in verschiedenen Berufen.

Gesetzliche Grundlage und rechtliche Aspekte

Die Grundlage für das Ablegen und die Bedeutung von Eiden findet sich im Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland. Artikel 20 Absatz 3 des GG legt fest, dass die Rechtsprechung an Gesetz und Recht gebunden ist. Diese Bindung schließt auch die Ermöglichung von Eiden ein – beispielsweise als Beweismittel im Zivilprozess nach § 449 der Zivilprozessordnung (ZPO) oder im Strafprozess nach § 59 der Strafprozessordnung (StPO).

Die allgemeinen Regeln zum Eiden sind in der ursprünglichen Fassung im EidG bezüglich Vollziehung von Amtseiden und BGB bezüglich Eidesvornahme im Zivilgesetz geregelt. In den verschiedenen Fachgesetzen sind die konkreten Voraussetzungen für das Ablegen von Eiden festgelegt, wie z.B. das Beamtengesetz (BBG), die Bundesnotarordnung (BNotO) oder das Rechtsanwaltschaftsgesetz (BRAO).

Arten und Anlässe von Eiden

Eiden können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden, abhängig von Zweck, Inhalt und Verwendung. Die wichtigsten Arten von Eiden sind:

  • Parteieneid: Im Zivilprozess können die Parteien unter bestimmten Bedingungen einen Eid ablegen, um die Wahrheit ihrer Aussagen zu beteuern.
  • Zeugeneid: Zeugen werden im Straf- oder Zivilprozess vereidigt, um sicherzustellen, dass ihre Aussagen der Wahrheit entsprechen.
  • Sachverständigeneid: Sachverständige werden vereidigt, um die Richtigkeit und Unabhängigkeit ihrer Gutachten und Bewertungen zu gewährleisten.
  • Amtseid: Der Amtseid ist ein Gelübde, das von Amtsträgern, wie Beamten, Notaren, Anwälten und Gerichtsvollziehern, zu Beginn ihrer Amtszeit oder Berufsausübung abgelegt wird.
  • Und mehr: Weitere Eide können im öffentlichen Dienst, in bestimmten Berufen und bei besonderen Anlässen erforderlich sein.

Nicht jeder wird vereidigt

Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass jeder, der vor Gericht aussagt, vereidigt werden muss. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Es gibt Unterschiede im Verfahren, je nachdem, welcher Rechtsordnung man unterliegt, ob es sich um Zivil- oder Strafrecht handelt und je nach der Relevanz der Aussage für das Verfahren. In einigen Fällen kann eine Aussage sogar ohne Vereidigung akzeptiert werden.

Sonderfälle: Aussagen ohne Vereidigung

In der Regel werden Zeugen, die vor Gericht aussagen, vereidigt. Es gibt aber Ausnahmen dieser Regel. Kinder unter einem bestimmten Alter, die als Zeugen aussagen, oder Personen, die aufgrund kognitiver Einschränkungen nicht voll einsichtsfähig sind, müssen nicht vereidigt werden. In solchen Fällen kann es sein, dass das Gericht dennoch eine Aussage akzeptiert.

Verfahren der Eidabnahme

Die Eidabnahme ist ein förmlicher Akt, bei dem der Eidestext mündlich vorgetragen und von der eidabnehmenden Person (z.B. einem Richter oder Notar) öffentlich bezeugt wird. Die grundsätzliche Abfolge des Verfahrens ist wie folgt:

  1. Ermittlung der Identität der eidesleistenden Person.
  2. Abfrage, ob die eidesleistende Person Religionszugehörigkeit hat oder weltanschauliche Festlegung.
  3. Vortrag des Eidestextes oder der Eidesformel durch die eidabnehmende Person.
  4. Wiederholung und Bekräftigung des Eidestextes oder der Eidesformel durch die eidesleistende Person.
  5. Abschluss der Eidabnahme durch die eidabnehmende Person.

Die Art und Weise, wie der Eid abgelegt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. der Art des Eides, der Verfahrensordnung und der eidabnehmenden Person. Für Personen, die aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen keinen Eid ablegen können oder wollen, besteht die Möglichkeit, stattdessen eine eidesstattliche Versicherung oder eine Bekräftigung abzugeben.

Rechtliche Folgen bei falschen Eiden

Das Ablegen eines falschen Eides oder das Brechen eines Eides ist ein schwerwiegendes Vergehen und kann sowohl zivil- als auch strafrechtliche Konsequenzen haben.

Im Strafrecht ist der Meineid gemäß § 154 des Strafgesetzbuches (StGB) unter Strafe gestellt. Die vorsätzliche Beeidigung eines unwahren Erfahrungssatzes oder die Beihilfe dazu wird mit Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe bestraft. Falsche uneidliche Aussagen und das Fahrlässig-bedingte eidliche Verhalten können ebenfalls strafrechtliche Konsequenzen nach § 153 StGB bzw. § 161 StGB haben.

Im Zivilrecht können falsche Eide zu Schadensersatzansprüchen führen, wenn eine Partei aufgrund eines falschen Eides einen Prozess verliert. Die betroffene Partei kann Schadensersatz wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung gemäß § 826 BGB verlangen.

Was ist eine Eidesverweigerung?

Im Wesentlichen bedeutet es, dass eine Person, die vor Gericht ausgesagt oder eine eidesstattliche Erklärung abgegeben hat, ihren Eid nicht leistet. Dies kann aus mehreren Gründen geschehen.

  • Die Person glaubt, sie könnte sich selbst belasten.
  • Die Person hat religiöse, ethische oder moralische Einwände gegen das Ablegen eines Eides.
  • Die Person hat Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen, die das Ablegen eines Eides auf ihre persönlichen oder beruflichen Verhältnisse haben könnte.

Gesetzliche Grundlagen

Die rechtlichen Grundlagen für die Eidesverweigerung finden sich in mehreren Gesetzen. Eines der wichtigsten ist das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.

Artikel 1 des Grundgesetzes verleiht jeder Person die unverletzliche Würde und das Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Dies bedeutet, dass niemand gezwungen werden kann, einen Eid zu leisten, wenn dies gegen seine Überzeugungen verstoßen würde.

Auch das Strafgesetzbuch enthält Bestimmungen zur Eidesverweigerung. Paragraph 154 des Strafgesetzbuches erlaubt es einer Person, einen Eid zu verweigern, wenn sie glaubt, dass sie sich durch das Ablegen des Eides strafbar machen könnte.

Konsequenzen der Eidesverweigerung

Die Entscheidung, einen Eid zu verweigern, ist jedoch nicht ohne Konsequenzen. Zum einen kann eine Person, die ihren Eid verweigert, als nicht glaubwürdig angesehen werden, was ihre Aussage in Frage stellen könnte. Darüber hinaus kann das Gericht Maßnahmen ergreifen, um die Wahrheit herauszufinden, wie z. B. die Einleitung von Ermittlungen oder die Anordnung von Zeugenbefragungen.

Aktuelle Gerichtsurteile zum Thema Eid

Nachfolgend sind einige aktuelle Gerichtsurteile aufgeführt, die das Thema der Eiden und ihre rechtlichen Aspekte betreffen:

Bundesgerichtshof, Urteil vom 09.02.2017 – 3 StR 482/16: In diesem Fall hatte das Gericht die Frage zu klären, ob ein falscher Eid in einem ausländischen Gerichtsverfahren nach deutschem Recht strafbar ist. Der BGH entschied, dass ein Meineid, der vor einem europäischen Gericht abgelegt wird, nach deutschem Recht als Meineid im Sinne des § 154 StGB zu behandeln ist, sofern eine Rechtshilfeabkommen zwischen Deutschland und dem betreffenden Land besteht.

Oberlandesgericht Hamm, Urteil vom 12.03.2019 – 3 RVs 11/19: In diesem Fall hob das OLG Hamm ein erstinstanzliches Urteil wegen mangelhafter Ermittlung und Würdigung des entscheidungserheblichen Sachverhalts auf, insbesondere etwaiger Meineid. Es hob die Bedeutung der Vereidigungspflicht hervor und wies darauf hin, dass eine sorgfältige und genaue Beweisaufnahme erforderlich ist, um die Vorwürfe des Meineids zu prüfen.

Verwaltungsgericht Berlin, Urteil vom 10.10.2019 – VG 5 K 104.17: In dieser Entscheidung hatte das Gericht zu klären, ob ein Bürgermeister, der einen Amtseid abgelegt hatte, seine Dienstpflichten verletzt hatte. Das Gericht kam zu dem Ergebnis, dass bei der Frage nach Pflichtverstößen auch im Zusammenhang mit einem Amtseid immer die Gesamtumstände sowie die konkreten Umstände des Einzelfalls zu betrachten sind.

Bundesgerichtshof, Urteil vom 12. November 2019: In diesem Fall entschied das Gericht, dass eine Eidesverweigerung nicht zu einer Strafverfolgung führen dürfe, solange die Person, die den Eid verweigert, glaubhaft machen kann, dass sie sich selbst belasten könnte.

Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin, Urteil vom 23. Oktober 2018: Hier entschied das Gericht, dass eine Eidesverweigerung aufgrund von religiösen Gründen zulässig ist, solange die Person ihren Glauben glaubhaft machen kann.

FAQ

Es gibt etliche Fragen zum Thema, sodass wir die Wichtigsten für Sie beantwortet haben.

Was ist ein Eid?

Ein Eid ist eine feierliche, rechtlich verbindliche Zusage, dass eine Person die Wahrheit sagt oder bestimmte Pflichten erfüllen wird. Der Eid wird mit einer religiösen oder weltanschaulichen Formel ergänzt, um die Ernsthaftigkeit und Verbindlichkeit zu unterstreichen.

Sind Eiden gesetzlich vorgeschrieben?

Ja, Eiden sind in verschiedenen Bereichen des deutschen Rechts gesetzlich verankert, insbesondere im Grundgesetz. Die konkreten Voraussetzungen finden sich in Fachgesetzen wie dem Beamtengesetz, der Bundesnotarordnung oder der Strafprozessordnung.

Wann müssen Eiden abgelegt werden?

Es gibt viele verschiedene Anlässe für das Ablegen von Eiden, zum Beispiel im Zivil- oder Strafprozess, bei der Vereidigung von Beamten, Anwälten oder Notaren oder im Rahmen besonderer beruflicher Pflichten.

Wie wird ein Eid abgelegt?

Ein Eid wird normalerweise mündlich vor einer eidabnehmenden Person, wie beispielsweise einem Richter oder Notar, abgelegt. Die eidesleistende Person wiederholt und bekräftigt den vorgelesenen Eidestext oder die Eidesformel.

Was passiert, wenn man einen falschen Eid ablegt?

Das Ablegen eines falschen Eides oder das Brechen eines Eides ist ein schwerwiegendes Vergehen. Im Strafrecht ist der Meineid gemäß § 154 StGB unter Strafe gestellt. Im Zivilrecht können zudem Schadensersatzansprüche wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung gemäß § 826 BGB geltend gemacht werden.

Kann eine Person, die aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen keinen Eid ablegen möchte, eine Alternative wählen?

Für Personen, die aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen keinen Eid ablegen können oder wollen, besteht die Möglichkeit, stattdessen eine eidesstattliche Versicherung oder eine Bekräftigung abzugeben.

Kann man bei jedem Gerichtsverfahren einen Eid verweigern?

Nicht unbedingt. Während die Rechte des Einzelnen nach Artikel 1 des Grundgesetzes geschützt sind und ein Angeklagter laut Paragraph 154 des Strafgesetzbuchs einen Eid verweigern kann, unterliegen diese Rechte jedoch auch Einschränkungen. Beispielsweise hat ein Zeuge in einem Ermittlungsverfahren nicht immer das Recht, einen Eid zu verweigern.

Welche Konsequenzen hat eine Eidesverweigerung neben der Unglaubwürdigkeit?

Es ist möglich, dass das Gericht weitere Untersuchungen anordnen, Zeugenbefragungen durchführen oder in manchen Fällen ein Ordnungsgeld verhängen kann, wenn eben diese Eidesverweigerung nicht schlüssig begründet werden kann.

Kann ich einen Anwalt hinzuziehen, wenn ich mich entscheide, meinen Eid zu verweigern?

Absolut. Tatsächlich ist es oft ratsam, einen Anwalt zu Rate zu ziehen, wenn Sie sich dazu entschließen, Ihren Eid zu verweigern. Ein erfahrener Anwalt kann Ihnen helfen, die möglichen Konsequenzen Ihrer Entscheidung zu verstehen und Sie durch das komplexe Rechtssystem zu führen.

Zusammenfassung zum Eid und dessen Verweigerung

Der Eid hat im deutschen Recht eine bedeutende Funktion als Instrument zur Glaubhaftmachung von Angaben, Tatsachen oder verpflichtendem Verhalten. Eiden werden in verschiedenen Rechtsbereichen und Anlässen abgelegt, wie z. B. bei Gerichtsverfahren, der Vereidigung von Beamten und in Berufen wie Notaren oder Rechtsanwälten. Die gesetzlichen Grundlagen für Eiden sind im Grundgesetz und in verschiedenen Fachgesetzen verankert.

Das Ablegen eines falschen Eides ist ein schwerwiegendes Vergehen und kann sowohl zivil- als auch strafrechtliche Konsequenzen haben.

Die umfassende Darstellung der rechtlichen Aspekte und aktuellen Gerichtsurteile in diesem Beitrag soll Ihnen ein detailliertes Verständnis über die Bedeutung von Eiden, deren Verfahren und die rechtlichen Aspekte verschaffen. Bei weiteren Fragen oder rechtlichen Anliegen rund um das Thema Eiden wenden Sie sich bitte an unsere Anwaltskanzlei, um kompetente Beratung und Unterstützung zu erhalten.

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