In unserem heutigen Blogbeitrag widmen wir uns einem Thema, das für viele Unternehmen, Vereine und Institutionen von elementarer Bedeutung ist: die Einberufung. Ob es sich nun um die Einberufung einer Hauptversammlung, einer Mitgliederversammlung oder einer Sitzung des Aufsichtsrats handelt – die rechtlichen Vorgaben sind hier vielfältig und komplex. Solange alle Vorgaben eingehalten werden, kann eine ordnungsgemäße Einberufung dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden und die Entscheidungsfindung zu erleichtern. Doch was genau gehört alles dazu? Welche rechtlichen Fallstricke lauern und wie kann man sie umgehen? Lesen Sie weiter, um diese und viele weitere Fragen beantwortet zu bekommen.

Die Einberufung einer Versammlung oder Sitzung unterliegt je nach Gesellschafts- bzw. Rechtsform unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen. In Deutschland sind die wichtigsten Normgeber in diesem Bereich das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das Aktiengesetz (AktG) und das GmbH-Gesetz (GmbHG). Jede dieser Rechtsformen hat eigene, spezifische Vorschriften, die bei der Planung und Durchführung einer Einberufung unbedingt beachtet werden müssen.

Aktiengesellschaften: Einberufung der Hauptversammlung

Die Hauptversammlung ist das oberste Organ einer Aktiengesellschaft und wird in der Regel durch den Vorstand einberufen. Die gesetzlichen Grundlagen finden sich im Aktiengesetz (AktG). Wichtige Aspekte umfassen:

  • Fristen: Die Einberufung muss mindestens 30 Tage vor dem Termin der Hauptversammlung im Bundesanzeiger bekannt gegeben werden (§121 Abs. 7 AktG).
  • Inhalt: Die Einladung muss Angaben zu Ort, Zeit, Tagesordnung und den Bedingungen der Teilnahme enthalten (§121 Abs. 3 AktG).
  • Form: Die Einberufung erfolgt schriftlich oder mittels elektronischer Kommunikation. Eine öffentliche Bekanntmachung ist ebenfalls zulässig.

Praxisbeispiel: In einem aktuellen Fall entschied das Landesgericht Mannheim (Az. 10 O 50/19), dass eine Hauptversammlung rechtswidrig war, weil die Einberufung nicht im Einklang mit den im Aktiengesetz festgelegten Fristen stand. Die Entscheidung führte zu erheblichen finanziellen Einbußen für das betroffene Unternehmen.

Einberufung durch Minderheitsaktionäre

Auch Minderheitsaktionäre haben unter bestimmten Voraussetzungen das Recht, eine Hauptversammlung einzuberufen. Dies ist oft der Fall, wenn sie mindestens 5% des Grundkapitals vertreten. §122 AktG stellt sicher, dass ihnen dieses Instrument zur Wahrung ihrer Rechte zur Verfügung steht.

GmbH: Einberufung der Gesellschafterversammlung

Für Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) sind die Regelungen zur Einberufung einer Gesellschafterversammlung im GmbHG festgehalten. Wesentliche Punkte beinhalten:

  • Fristen: Die Einberufung muss mindestens eine Woche vor der Versammlung erfolgen, sofern die Satzung keine anderen Fristen vorsieht (§51 GmbHG).
  • Inhalt: Die Einladung sollte Ort, Zeit und Tagesordnungspunkte umfassen.
  • Form: Die Einberufung kann schriftlich oder per E-Mail erfolgen, wenn alle Gesellschafter ihre Zustimmung gegeben haben.

Checkliste für die Einberufung einer Gesellschafterversammlung:

  • Stellen Sie sicher, dass alle Gesellschafter die Einladung termingerecht erhalten.
  • Sorgen Sie dafür, dass alle relevanten Tagesordnungspunkte klar benannt sind.
  • Überprüfen Sie, ob alle formalen Anforderungen an die Einberufung erfüllt sind.

Vereine: Einberufung der Mitgliederversammlung

Auch in Vereinen spielt die ordnungsgemäße Einberufung der Mitgliederversammlung eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich sind Vereine gemäß § 36 BGB dazu verpflichtet, regelmäßig Mitgliederversammlungen abzuhalten. Wichtig sind vor allem:

  • Fristen: Die Einberufung muss fristgerecht erfolgen. Üblicherweise regeln die Vereinssatzungen diese Frist.
  • Inhalt: Die Einladung zur Mitgliederversammlung muss den Versammlungsort, die Zeit und die Tagesordnung enthalten.
  • Form: Üblicherweise erfolgt die Einberufung schriftlich. In zunehmendem Maße werden jedoch elektronische Kommunikationsmittel akzeptiert, sofern die Satzung dies erlaubt.

Geschichte aus der Praxis: Ein gemeinnütziger Sportverein musste seine Satzung ändern, nachdem ein Gericht urteilte, dass die Einberufung der letzten Mitgliederversammlung ungültig war. Grund dafür war, dass die Einladung lediglich per E-Mail verschickt wurde, obwohl die Satzung eine schriftliche Einladung vorsah.

Einberufung im öffentlichen Sektor

Im öffentlichen Sektor, zum Beispiel bei kommunalen Sitzungen oder Sitzungen des Stadtrats, gelten ebenfalls spezifische gesetzliche Bestimmungen. Diese finden sich oft in den jeweiligen Gemeindeordnungen und haben große Bedeutung für die Transparenz und Rechtmäßigkeit der Entscheidungsprozesse.

  • Fristen: Es gelten oft besondere Regelungen, die eine transparente und rechtzeitige Einberufung sicherstellen sollen.
  • Inhalt: Die Tagesordnung muss klar und verständlich sein, um eine informierte Teilnahme zu ermöglichen.
  • Form: Häufig ist eine öffentliche Bekanntmachung erforderlich, um eine breite Teilnahme der Bürger zu ermöglichen.

Beispiel: Bei einer Stadtratssitzung in Frankfurt wurde erfolgreich geklagt, weil die öffentliche Bekanntmachung der Sitzung nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprach. Das daraufhin beschlossene Bauprojekt musste gestoppt werden, was erhebliche Kosten verursachte.

Rechtsfolgen bei fehlerhafter Einberufung

Eine fehlerhafte Einberufung kann erhebliche rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Beschlüsse, die in einer ordnungswidrig einberufenen Versammlung gefasst werden, sind in der Regel anfechtbar. Hierzu einige häufige Rechtsfolgen:

  • Anfechtbarkeit der Beschlüsse: Beteiligte können die gefassten Beschlüsse vor Gericht anfechten.
  • Haftung des Einberufenden: Derjenige, der die Versammlung einberufen hat, kann haftbar gemacht werden, wenn dabei gegen gesetzliche oder satzungsmäßige Bestimmungen verstoßen wurde.
  • Imageverlust: Besides the legal consequences, there’s the risk of reputational damage, especially for companies and organizations.

Fallstudie: Ein Berliner Unternehmen musste sämtliche Beschlüsse einer Gesellschafterversammlung annullieren, da sich herausstellte, dass die Einberufung fehlerhaft gewesen war. Dies führte zu langwierigen und kostspieligen gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wir haben einige häufig gestellte Fragen zur Einberufung gesammelt und beantworten sie im Folgenden:

  • Welche Fristen gelten bei der Einberufung?
    Die Fristen variieren je nach Rechtsform und sind in den jeweiligen Gesetzen oder Satzungen festgelegt.
  • Wer ist berechtigt, eine Versammlung einzuberufen?
    Üblicherweise ist der Vorstand oder Geschäftsführer für die Einberufung verantwortlich. Unter bestimmten Voraussetzungen können jedoch auch Minderheitsaktionäre oder Gesellschafter eine Einberufung veranlassen.
  • Was passiert, wenn die Einberufung fehlerhaft ist?
    Eine fehlerhafte Einberufung kann zur Anfechtbarkeit der Beschlüsse führen und erhebliche rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen.

Fazit: Sorgfältige Beachtung der Einberufungsvorschriften

Die Einberufung einer Versammlung ist ein komplexer Prozess, der die Einhaltung zahlreicher gesetzlicher und satzungsmäßiger Vorgaben erfordert. Eine sorgfältige Planung und Durchführung ist essentiell, um rechtliche Risiken zu minimieren und die reibungslose Durchführung der Versammlung zu gewährleisten. Mit einem genauen Blick auf die jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen und durchdachte organisatorische Maßnahmen lassen sich zahlreiche Fehler und Konflikte vermeiden.

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