Rechtsstreitigkeiten, insbesondere erstinstanzliche Verfahren, können sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen eine emotional und finanziell belastende Situation darstellen. Der Rechtsanwalt, der Sie während dieses schwierigen Prozesses begleitet, sollte nicht nur Verständnis für die rechtlichen Aspekte aufbringen, sondern auch die emotionalen und finanziellen Auswirkungen auf Ihre Person oder Ihr Unternehmen berücksichtigen.

Dieser Artikel bietet einen umfassenden und gut recherchierten Überblick über die erste Phase eines Rechtsstreits, einschließlich wichtiger Gesetzesgrundlagen, aktueller Gerichtsurteile und häufig gestellter Fragen.

Klageerhebung und weitere einleitende Schritte eines erstinstanzlichen Verfahrens

Die erste Phase eines Rechtsstreits beginnt mit der Klageerhebung. Es folgt eine Liste der Schritte, die in dieser Phase typischerweise eingeleitet werden:

  • Klageerhebung beim zuständigen Gericht
  • Zustellung der Klage an den Beklagten
  • Erwiderung des Beklagten
  • Gegebenenfalls Anträge auf vorläufigen Rechtsschutz
  • Austausch von Schriftsätzen und der Vortrag von Tatsachen und Rechtsansichten

Klageerhebung

Die Klageerhebung erfolgt durch Einreichung einer Klageschrift beim zuständigen Gericht. Hierbei ist es entscheidend, dass die Klagefrist beachtet wird. Die Klageschrift beinhaltet neben den Anträgen auf Rechtsverfolgung auch die Sachverhaltsdarstellung und die rechtliche Würdigung der Ansprüche.

Zustellung der Klage

Nach der Klageerhebung erfolgt die Zustellung der Klage an den Beklagten durch das Gericht. Der Beklagte erhält dadurch Kenntnis von dem gegen ihn erhobenen Anspruch und die Möglichkeit, sich gegen die Klage zu verteidigen.

Erwiderung des Beklagten

Der Beklagte hat nach Zustellung der Klage eine Frist von zwei Wochen (§ 276 Abs. 1 S. 1 ZPO), um eine Klageerwiderung einzureichen. Darin kann er ebenfalls die Sachlage aus seiner Sicht darlegen und etwaige Einwendungen und Einreden vorbringen.

Anträge auf vorläufigen Rechtsschutz

In einigen Fällen kann es notwendig sein, vorläufigen Rechtsschutz zu beantragen, um eine einstweilige Verfügung oder einen Arrest zu erwirken. Diese Maßnahmen dienen dazu, eine einstweilige Regelung der streitigen Situation herbeizuführen oder Vermögenswerte sicherzustellen.

Austausch von Schriftsätzen und Vortrag von Tatsachen und Rechtsansichten

Im weiteren Verlauf des erstinstanzlichen Verfahrens tauschen die Parteien Schriftsätze aus und tragen ihre Tatsachen und Rechtsansichten (vertreten durch ihre Anwälte) vor dem zuständigen Gericht vor. Zu beachten ist hierbei die umfassende Substantiierungspflicht gemäß § 253 Abs. 2 ZPO.

Gerichtliche Verhandlung und Verfahrensgang in der ersten Instanz

Der Verfahrensgang in der ersten Instanz umfasst im Wesentlichen folgende Teile:

Mündliche Verhandlung

Während der mündlichen Verhandlung haben beide Parteien die Möglichkeit, ihre Argumente und Rechtsansichten mündlich vorzutragen sowie auf Fragen oder Anmerkungen des Gerichts zu reagieren. Die mündliche Verhandlung ist im deutschen Prozessrecht grundsätzlich der Durchsetzungsort rechtlicher Ansprüche und dient gemäß § 128 Abs. 2 ZPO der unmittelbaren Klärung des Sachverhalts und der Streitpunkte zwischen den Parteien.

Beweisaufnahme

Nach der mündlichen Verhandlung erfolgt gegebenenfalls die Beweisaufnahme, sofern das Gericht den entsprechenden Anträgen der Parteien stattgibt und Beweisbedarf besteht. Die Beweisaufnahme kann durch verschiedene Methoden erfolgen, wie durch Zeugenbeweis (§ 373 ZPO), Sachverständigenbeweis (§ 402 ZPO), Augenschein (§ 371 ZPO) oder Urkundenbeweis (§ 415 ZPO). Die Beweislast trägt dabei grundsätzlich die klagende Partei, sofern keine abweichenden gesetzlichen Regelungen vorliegen (§ 280 Abs. 1 BGB).

Urteilsverkündung bzw. Beschlussfassung

Mit Abschluss der Beweisaufnahme entscheidet das Gericht über den Rechtsstreit, indem es entweder ein Urteil verkündet oder einen Beschluss fasst. Das erstinstanzliche Urteil oder der Beschluss können anschließend mit einem Rechtsmittel angefochten werden, sofern die jeweiligen Voraussetzungen dafür vorliegen.

Aktuelle Gerichtsurteile, die die erste Phase eines Rechtsstreits betreffen

Gerichtsurteile im Zusammenhang mit der ersten Phase eines Rechtsstreits geben wichtige Hinweise auf die Anforderungen an Klageerhebung, Zustellung und Klageerwiderung sowie auf die rechtliche Würdigung von Sachverhalten und Ansprüchen. Im Folgenden sind einige aktuelle Gerichtsurteile aufgelistet, die Relevanz für die erste Phase eines Rechtsstreits haben:

  • Urteil des BGH vom 10. Mai 2017 – VIII ZR 50/16: In diesem Urteil wurden die Anforderungen an die Begründung eines Klageantrags konkretisiert, insbesondere hinsichtlich der Darlegung der für den Klageanspruch maßgeblichen Tatsachen.
  • Urteil des BGH vom 1. Oktober 2019 – VIII ZR 187/18: Das Urteil betont das Erfordernis einer vollständigen und korrekten Zustellung der Klage im Sinne von § 166 ZPO und welche Folgen eine fehlerhafte Zustellung im Hinblick auf Verjährung und Fristberechnung haben kann.
  • Urteil des BGH vom 22. Januar 2020 – XII ZR 109/18: In diesem Urteil ging es um die Wirkung einer verfristeten Klageerwiderung und die darauf basierende Frage, ob das Gericht über den streitigen Anspruch trotz des verspäteten Vortrags des Beklagten entscheiden darf oder nicht.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur ersten Phase eines Rechtsstreits

Welche Kosten entstehen in der ersten Phase eines Rechtsstreits?

Die entstehenden Kosten setzen sich aus Gerichtsgebühren und Anwaltsgebühren zusammen und werden nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) und dem Gerichtskostengesetz (GKG) berechnet. Der Umfang der Kosten richtet sich nach dem Streitwert sowie dem Umfang und der Komplexität des Verfahrens.

Welches Gericht ist für meinen Rechtsstreit zuständig?

Die örtliche Zuständigkeit des Gerichts, bei dem die Klage eingereicht werden muss, richtet sich nach den Regelungen der Zivilprozessordnung (ZPO). In vielen Fällen kann das Gericht am Wohnsitz des Beklagten angerufen werden (§ 12 ZPO). Die sachliche Zuständigkeit ergibt sich aus dem Gegenstand des Rechtsstreits (z. B. Amtsgericht für zivilrechtliche Streitigkeiten bis zu einem Streitwert von 5.000 Euro).

Was kann ich tun, wenn ich die Klagefrist versäumt habe?

Wenn Sie die Klagefrist versäumt haben, kommt es auf die Gründe für die Fristversäumnis und die möglichen rechtlichen Folgen an. In einigen Fällen kann die Fristversäumnis durch eine Verlängerung der Klagefrist oder eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (§ 233 ZPO) geheilt werden. Hierzu ist jedoch eine genaue rechtliche Prüfung erforderlich.

Kann ich die Klage zurücknehmen, wenn ich mich im Laufe des Verfahrens mit der Gegenpartei einige?

Ja, eine Klagerücknahme ist grundsätzlich möglich und führt zur Beendigung des Verfahrens. Es empfiehlt sich jedoch, die Einigung vertraglich festzuhalten und gegebenenfalls durch einen gerichtlichen Vergleich abzusichern.

Wie kann ich mich gegen ein erstinstanzliches Urteil wehren?

Ein Rechtsmittel gegen ein erstinstanzliches Urteil ist die Berufung (§ 511 ZPO). Dabei sollte beachtet werden, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen und die Berufungsfrist (§ 517 ZPO) eingehalten werden muss.

Erstinstanz: Was bedeutet sie?

Die erste Phase eines Rechtsstreits ist von großer Bedeutung für den gesamten Verfahrensverlauf, da sie die Grundlage für die gerichtliche Entscheidung schafft. Eine umfassende Aufarbeitung der rechtlichen und tatsächlichen Grundlagen sowie die Beachtung gesetzlicher Vorgaben und aktueller Rechtsprechung sind unerlässlich.

Ein kompetenter und erfahrener Rechtsanwalt unterstützt und berät Sie in dieser Phase des Rechtsstreits, um Ihre rechtlichen Interessen bestmöglich durchzusetzen und Fristversäumnisse oder andere Verfahrensfehler zu vermeiden. Die Entscheidung für den richtigen Rechtsanwalt kann somit entscheidend für den Erfolg Ihres Rechtsstreits sein.

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