Die Finanzierung über die Kickstarter-Plattform hat dazu beigetragen, zahlreiche innovative Projekte und Unternehmungen zum Leben zu erwecken. Immer mehr Unternehmer nutzen Kickstarter, um Mittel für die Verwirklichung ihrer Ideen zu sammeln. Erfolg auf der Plattform führt jedoch nicht unbedingt von selbst zu rechtlichen Sicherheiten.

In diesem umfassenden Beitrag werden wir die rechtlichen Fragen untersuchen, die sich aus der Nutzung von Kickstarter für Ihre Selbstfinanzierung ergeben. Wir werden relevante Gesetze aufzeigen, Beispiele anführen, potenzielle Problemfelder erörtern und Ihnen dabei helfen, besser auf Ihre Reise durch die Welt der Kickstarter-Selbstfinanzierung vorbereitet zu sein.

Verträge und juristische Strukturen

Neben der Nutzung von Kickstarter zur Finanzierung Ihrer Projekte müssen Sie auch entsprechende rechtliche Grundlagen für Ihre Geschäftstätigkeit schaffen. Das bedeutet, dass Sie die Art des Unternehmens und die entsprechenden Verträge mit Ihren Partnern, Mitarbeitern, Auftragnehmern und Lieferanten festlegen müssen.

Wahl der Rechtsform

Die Wahl der richtigen Rechtsform für Ihre Kickstarter-gestützte Unternehmung ist ein wichtiger Schritt, um Ihre Geschäftsbelange und alle juristischen Haftungsfragen zu klären. Hier sind einige übliche Optionen, aus denen Sie wählen können:

Die Wahl der richtigen Rechtsform bestimmt Haftungsfragen, Steuerpflichten und vieles mehr. Sie sollten daher einen erfahrenen Anwalt konsultieren, der Ihnen dabei hilft, die bestmögliche Entscheidung für Ihre individuelle Situation zu treffen.

Verträge

Um sicherzustellen, dass alle Ihre Geschäftsaktivitäten rechtskonform verlaufen, benötigen Sie rechtliche Vereinbarungen, die Ihre Beziehungen zu allen, die an Ihrem Projekt beteiligt sind, genau regeln. Dazu gehören:

  • Arbeitsverträge
  • Auftragsarbeiten und Freelancer
  • Lieferantenverträge
  • Verträge zur Auftragsfertigung
  • Lizenzvereinbarungen

Ein erfahrener Anwalt kann Ihnen dabei helfen, all diese Verträge richtig aufzusetzen und Ihre Rechte und Pflichten genau zu definieren.

Geistiges Eigentum

Gerade wenn Ihre Kickstarter-Kampagne auf dem Erfolg einer kreativen Idee oder Erfindung basiert, ist der Schutz Ihres geistigen Eigentums ein wichtiger Aspekt bei der Finanzierung. Die folgenden Punkte verdeutlichen einige Schlüsselbereiche, die Sie beachten müssen.

Markenschutz

Die Anmeldung einer Marke hilft Ihnen, Ihre Unternehmensidentität, Produkte oder Dienstleistungen vor Kopien und unerlaubter Nutzung zu schützen. Dazu sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  • Markenrecherche durchführen, um sicherzustellen, dass Ihre Marke einzigartig ist und nicht schon durch jemand anderen geschützt ist
  • Die Anmeldung Ihrer Marke im jeweiligen Land, in dem Sie geschäftlich tätig sind
  • Die Anmeldung von Marken erweitern, wenn Sie in mehreren Ländern geschäftlich tätig sind

Urheberrecht

Sie sollten darauf achten, dass alle urheberrechtlich geschützten Inhalte, die im Rahmen Ihres Projekts verwendet werden, ordnungsgemäß lizenziert oder von Ihnen selbst erstellt wurden. Achten Sie darauf, dass Sie:

  • Urheberrechtsverletzungen vermeiden, indem Sie keine fremden Texte, Fotos, Videos oder Musik ohne Erlaubnis verwenden
  • Freelancer und Auftragnehmer, die Inhalte für Sie erstellen, vertraglich dazu verpflichten, Ihnen alle erforderlichen Nutzungsrechte einzuräumen
  • Gebührenpflichtige Lizenzen nutzen, wenn Sie urheberrechtlich geschützte Inhalte verwenden möchten

Patente

Wenn Ihre Kickstarter-Kampagne um eine Erfindung oder technische Neuerung kreist, sollten Sie prüfen lassen, ob ein Patentschutz erforderlich ist. Dafür sollten Sie:

Geschmacksmuster

Deine Kampagne könnte von dem Schutz des Geschmacksmusters profitieren, wenn das Design Deines Produkts einen Teil seines Marktwertes ausmacht. Du solltest die Anmeldung eines Geschmacksmusters in Betracht ziehen, wenn Dein Produkt:

  • ein neues und einzigartiges Design hat
  • für den Markt von Bedeutung ist, weil es sich von anderen Produkten durch sein Aussehen abhebt

Steuerliche und regulatorische Fragen

Die Finanzierung über Kickstarter kann auch Fragen bezüglich Steuern und regulatorischen Anforderungen aufwerfen. Hier sind einige Themen, auf die Sie achten sollten:

Einkommensteuer

In vielen Ländern gilt das Geld, das Sie von Kickstarter erhalten, als steuerbares Einkommen. Es ist Ihre Verantwortung, entsprechende Steuern auf diese Einnahmen zu zahlen und korrekte Steuererklärungen einzureichen.

Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer)

Abhängig von Ihrem Standort und dem Ort, an dem Sie Ihre Produkte oder Dienstleistungen verkaufen, können Mehrwertsteuer- oder Umsatzsteuerpflichten entstehen. Sie müssen sicherstellen, dass Sie Ihren Verpflichtungen in dieser Hinsicht nachkommen und alle erforderlichen Steuern auf Ihren Umsatz zahlen.

Zölle und Einfuhrabgaben

Wenn Ihre Kickstarter-gestützten Produkte für den internationalen Verkauf bestimmt sind, müssen Sie möglicherweise Zölle und Einfuhrabgaben zahlen. Es ist wichtig, dass Sie sich mit den jeweiligen Gesetzen im Bestimmungsland vertraut machen und diese Kosten in Ihre Preisgestaltung einbeziehen.

Exportkontrollen

Einige Produkte und Technologien unterliegen Exportkontrollen, insbesondere solche, die als potenziell gefährlich oder für militärische Zwecke nutzbar gelten. Um rechtliche Probleme zu vermeiden, müssen Sie herausfinden, ob Ihre Produkte betroffen sind und gegebenenfalls entsprechende Genehmigungen einholen.

Rechtliche Verpflichtungen gegenüber den Unterstützern

Die Finanzierung über Kickstarter erzeugt auch rechtliche Verpflichtungen gegenüber Ihren Unterstützern. In diesem Abschnitt besprechen wir einige davon und wie Sie sicherstellen können, dass Sie Ihren Verpflichtungen nachkommen.

Projektträger-Verantwortlichkeiten

Auf Kickstarter gehen Sie eine verbindliche Vereinbarung ein, das Projekt abzuschließen, sobald dieses finanziert ist. Sie sind verpflichtet, Ihre Unterstützern folgende Zusicherungen zu geben:

  • Das Projekt wird ausgeführt und abgeschlossen, wie im Projekt beschrieben.
  • Belohnungen werden den Unterstützern zugestellt.
  • Gelder werden ausschließlich für die Umsetzung des Projekts verwendet.

Sie sollten darauf achten, dass Sie Ihre Unterstützer regelmäßig über den Projektfortschritt informieren und offen und ehrlich kommunizieren, wenn es Probleme gibt. Dies kann dazu beitragen, potenzielle rechtliche Probleme zu vermeiden.

Rückerstattungen und Stornierungen

Während des Verlaufs Ihres Projekts können Unterstützer entscheiden, dass sie ihre Unterstützung nicht mehr in Anspruch nehmen möchten. In solchen Fällen müssen Sie wissen, wie Sie mit Rückerstattungsanfragen umgehen. Kickstarter-Regeln besagen, dass Sie verpflichtet sind, eine vollständige Rückerstattung zu leisten, wenn:

  • Sie das Projekt noch nicht beendet haben und noch keine Belohnungen ausgeliefert wurden.
  • Die Unterstützenden ihre Unterstützung widerrufen, bevor die Fundingphase abgeschlossen ist.

In anderen Fällen liegt es an Ihrer eigenen Rückerstattungs- und Stornierungsrichtlinie. Sie sollten daher im Voraus sicherstellen, dass diese Regelungen klar ausgeführt und für Ihre Unterstützer leicht zugänglich sind.

Reklamationen und Gewährleistung

Sobald Sie Ihr Produkt ausgeliefert haben, können Ihre Unterstützer in einigen Fällen reklamieren, wenn sie mit Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung unzufrieden sind. In vielen Ländern gibt es gesetzliche Gewährleistungsregelungen, die Ihre Unterstützer schützen. Es ist wichtig, dass Sie sich mit diesen Regelungen vertraut machen und entsprechend handeln, um rechtliche Risiken zu minimieren.

Datenschutz und Nutzerbedingungen

Die Nutzung von Kickstarter bedeutet, dass Sie sich auch um Fragen des Datenschutzes und der Nutzungsbedingungen kümmern müssen. In diesem Abschnitt werden wir darauf eingehen, welche Vorkehrungen Sie treffen müssen, um rechtskonform zu sein.

Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)

Wenn Sie personenbezogene Daten von Nutzern innerhalb der Europäischen Union (EU) sammeln, verarbeiten oder speichern, müssen Sie die Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einhalten. Dies beinhaltet:

  • Eine Datenschutzerklärung bereitstellen, die den Nutzern erklärt, welche Daten Sie sammeln und wie Sie diese verwenden.
  • Einwilligungen für die Verarbeitung personenbezogener Daten einholen, wenn dies erforderlich ist.
  • Ein Verfahren zur Löschung von Nutzerdaten auf Anfrage einrichten.
  • Angemessene Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Nutzerdaten ergreifen.

Nutzerbedingungen

Als Projektträger auf Kickstarter sollten Sie auch klare Nutzungsbedingungen für Ihre Unterstützer bereitstellen. Diese sollten Folgendes abdecken:

  • Die genauen Bedingungen, unter denen Ihre Unterstützer Ihr Projekt unterstützen.
  • Details zu Belohnungen, Lieferzeiten und Versandkosten.
  • Ihre Rückerstattungs- und Stornierungsrichtlinien.
  • Details zu Reklamationen und Gewährleistung.

Sie sollten Ihre Nutzungsbedingungen sorgfältig prüfen lassen, um sicherzustellen, dass sie den rechtlichen Anforderungen entsprechen und Ihre Unterstützer korrekt informieren.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Im Folgenden finden Sie einige häufig gestellte Fragen zur rechtlichen Grundlage von Kickstarter-Selbstfinanzierung:

Ist Kickstarter selbst für rechtliche Probleme im Zusammenhang mit meiner Kampagne verantwortlich?

Nein. Kickstarter stellt lediglich eine Plattform zur Verfügung, um Projektträgern und Unterstützern die Zusammenarbeit zu ermöglichen. Kickstarter übernimmt keine rechtliche Verantwortung für die Projekte oder deren Durchführung.

Kann ich auf Kickstarter rechtliche Hilfe erhalten?

Kickstarter bietet allgemeine Leitlinien zur Nutzung ihrer Plattform, aber sie bieten keine Rechtsberatung. Um rechtliche Probleme oder Fragen zu klären, sollten Sie die Hilfe eines erfahrenen Rechtsanwalts in Anspruch nehmen.

Sollte ich einen Rechtsanwalt beauftragen, bevor ich eine Kampagne starte?

Es ist ratsam, dass Sie einen erfahrenen Anwalt zu Rate ziehen, bevor Sie Ihre Kampagne starten. Dies kann dazu beitragen, mögliche rechtliche Probleme zu identifizieren und diese im Vorfeld zu lösen.

Können Unterstützer rechtliche Schritte einleiten, wenn sie unzufrieden sind?

Ja, Unterstützer können rechtliche Schritte einleiten, wenn sie der Meinung sind, dass der Projektträger seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachgekommen ist. Daher ist es wichtig, dass Sie alle rechtlichen Verpflichtungen gegenüber Ihren Unterstützern verstehen und diesen nachkommen.

Abschlussgedanken zu Selbstbezahlung von Kickstarter-Fonds

Die Verwendung von Kickstarter zur Finanzierung Ihres Projekts bietet zahlreiche Chancen, aber es kommen auch rechtliche Herausforderungen auf Sie zu. Die hier skizzierten Schritte stellen sicher, dass Sie sich um die wichtigen rechtlichen Faktoren im Zusammenhang mit Ihrer Kickstarter-Kampagne kümmern, damit Sie den Fokus auf die erfolgreiche Umsetzung Ihres Projekts legen können.

Die Beauftragung eines erfahrenen Rechtsanwalts ist der Schlüssel, um sicherzustellen, dass alle rechtlichen Aspekte abgedeckt sind und dass Sie in der besten Position sind, um Ihren Traum durch Kickstarter-Finanzierung zu verwirklichen.

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