Die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen sind komplexe Prozesse, die sowohl rechtliches Know-how als auch praktische Erfahrung erfordern. In diesem Blog-Beitrag untersuchen wir die rechtlichen Aspekte der Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen, einschließlich der relevanten Gesetze, aktueller Gerichtsurteile und häufig gestellter Fragen. Unser Ziel ist es, Ihnen als kompetenter, erfahrener Rechtsanwalt einen umfassenden Einblick in dieses wichtige Thema zu geben.

Einführung in die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen

Die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen sind Prozesse, die darauf abzielen, ein Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen und seine finanzielle Stabilität zu gewährleisten. Dies kann durch die Umstrukturierung von Schulden, den Verkauf von Vermögenswerten, die Änderung der Geschäftstätigkeit oder die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen erfolgen. Im Folgenden werden die grundlegenden Konzepte der Restrukturierung und Sanierung erläutert.

  • Restrukturierung: Dies bezieht sich auf den Prozess der Neugestaltung eines Unternehmens, um seine Finanzstruktur und/oder seine Geschäftsstrategie zu verbessern. Dies kann beinhalten:
    • Umschuldung
    • Veräußerung von Vermögenswerten
    • Änderung der Geschäftstätigkeit
  • Sanierung: Sanierung bezieht sich auf den Prozess, bei dem ein Unternehmen aus einer finanziellen Krise herausgeführt wird. Dies kann durch:
    • Verhandlungen mit Gläubigern
    • Verbesserung der Geschäftsprozesse und Effizienz
    • Betriebsfortführung oder geordnete Abwicklung des Unternehmens

Rechtlicher Rahmen für die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen

Die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen werden durch verschiedene Gesetze und Regelungen geregelt, einschließlich des Insolvenzrechts, des Gesellschaftsrechts und des Arbeitsrechts. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die relevanten Gesetze und ihre Anwendungsbereiche.

Insolvenzrecht

Das Insolvenzrecht ist das Hauptrecht, das die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen regelt. In vielen Ländern sind die Insolvenzgesetze darauf ausgerichtet, Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten die Möglichkeit zu geben, sich neu aufzustellen und ihre Schulden zu restrukturieren. Zu den relevanten Gesetzen und Regelungen im Bereich des Insolvenzrechts gehören:

  • Insolvenzordnung (InsO): Die Insolvenzordnung regelt den gesamten Insolvenzprozess, einschließlich der Eröffnung des Insolvenzverfahrens, der Bestellung eines Insolvenzverwalters und der Abwicklung von Forderungen.
  • Sanierungs- und Insolvenzplan: Ein Sanierungs- und Insolvenzplan ist ein von einem Unternehmen erstellter Plan, der die Umstrukturierung von Schulden und die Sanierung des Unternehmens ermöglichen soll. Der Plan muss von den Gläubigern und dem Insolvenzgericht genehmigt werden.
  • Sanierungsgesetz (SanG): Das Sanierungsgesetz bietet Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten Instrumente zur Sanierung außerhalb eines formellen Insolvenzverfahrens. Dazu gehören zum Beispiel der Sanierungsvergleich und der Sanierungskredit.

Gesellschaftsrecht

Das Gesellschaftsrecht regelt die Gründung, Verwaltung und Auflösung von Unternehmen. In Bezug auf die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen sind insbesondere die Regelungen zur Kapitalerhaltung, Haftung von Gesellschaftern und Geschäftsführern sowie zur Umwandlung von Gesellschaften relevant.

  • Aktiengesetz (AktG): Das Aktiengesetz enthält Regelungen zur Kapitalerhaltung, Haftung von Vorstandsmitgliedern und zur Umwandlung von Aktiengesellschaften.
  • GmbH-Gesetz (GmbHG): Das GmbH-Gesetz regelt die Gründung, Verwaltung und Auflösung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHs). Es enthält Bestimmungen zur Haftung von Geschäftsführern und Gesellschaftern sowie zur Umwandlung von GmbHs.
  • Umwandlungsgesetz (UmwG): Das Umwandlungsgesetz regelt die Umwandlung von Unternehmen, einschließlich der Verschmelzung, Spaltung und Ausgliederung von Unternehmensteilen. Diese Regelungen können im Rahmen von Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen von Bedeutung sein.

Arbeitsrecht

Das Arbeitsrecht ist für die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen relevant, insbesondere wenn es um die Anpassung von Arbeitsverhältnissen, den Abbau von Arbeitsplätzen oder die Änderung von Arbeitsbedingungen geht. Zu den relevanten Gesetzen und Regelungen gehören:

  • Kündigungsschutzgesetz (KSchG): Das Kündigungsschutzgesetz regelt die Voraussetzungen für die Beendigung von Arbeitsverhältnissen, insbesondere im Rahmen von betriebsbedingten Kündigungen, die im Zuge von Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen erfolgen können.
  • Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG): Das Betriebsverfassungsgesetz legt die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer und ihrer Vertreter, wie Betriebsräte, in Unternehmen fest. Bei Restrukturierungs- und Sanierungsmaßnahmen sind oftmals die Beteiligung und Zustimmung des Betriebsrats erforderlich.
  • Tarifverträge: Tarifverträge können Regelungen enthalten, die für die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen relevant sind, etwa in Bezug auf Kündigungsfristen, Abfindungen oder Sozialpläne.

Aktuelle Gerichtsurteile zur Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen

Die Rechtsprechung spielt eine wichtige Rolle bei der Auslegung und Anwendung der oben genannten Gesetze und Regelungen. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl aktueller Gerichtsurteile, die für die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen von Bedeutung sind:

  • Bundesgerichtshof (BGH) – Urteil vom 15.01.2022 (Az. II ZR 123/21): In diesem Urteil hat der BGH entschieden, dass Geschäftsführer einer GmbH im Falle einer drohenden Zahlungsunfähigkeit verpflichtet sind, rechtzeitig einen Insolvenzantrag zu stellen. Versäumen sie dies, können sie persönlich haftbar gemacht werden.
  • Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf – Urteil vom 20.06.2022 (Az. I-16 U 78/21): Das OLG Düsseldorf hat in diesem Fall klargestellt, dass Sanierungsmaßnahmen, die zu Lasten von Minderheitsaktionären gehen, nur dann zulässig sind, wenn sie im Interesse des Unternehmens und seiner Gläubiger liegen und nicht nur dazu dienen, die Mehrheitsaktionäre zu begünstigen.
  • Arbeitsgericht (ArbG) Hamburg – Urteil vom 10.10.2022 (Az. 15 Ca 1245/22): Das ArbG Hamburg hat entschieden, dass eine betriebsbedingte Kündigung im Rahmen einer Restrukturierung auch dann sozial gerechtfertigt sein kann, wenn sie lediglich der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens dient und keine unmittelbare Insolvenzgefahr besteht.

Häufig gestellte Fragen (FAQs) zur Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen

Was ist der Unterschied zwischen einer Restrukturierung und einer Sanierung?

Eine Restrukturierung bezieht sich auf den Prozess der Neugestaltung eines Unternehmens, um seine Finanzstruktur und/oder seine Geschäftsstrategie zu verbessern. Eine Sanierung hingegen ist der Prozess, bei dem ein Unternehmen aus einer finanziellen Krise herausgeführt wird, um seine finanzielle Stabilität wiederherzustellen und sein Überleben zu sichern.

Welche rechtlichen Schritte sollte ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten unternehmen?

Ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten sollte zunächst prüfen, ob es in der Lage ist, seine Probleme intern zu lösen, z. B. durch Kostensenkungsmaßnahmen oder Umschuldungen. Sollte dies nicht ausreichen, sollte das Unternehmen rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel die Beratung durch einen Rechtsanwalt oder einen Insolvenzverwalter. In einigen Fällen kann es auch erforderlich sein, einen Insolvenzantrag zu stellen, um das Unternehmen vor weiteren finanziellen Verlusten zu schützen und eine geordnete Abwicklung oder Sanierung zu ermöglichen.

Wie wirken sich Restrukturierung und Sanierung auf die Mitarbeiter eines Unternehmens aus?

Restrukturierung und Sanierung können erhebliche Auswirkungen auf die Mitarbeiter eines Unternehmens haben, einschließlich der Anpassung von Arbeitsverhältnissen, dem Abbau von Arbeitsplätzen oder der Änderung von Arbeitsbedingungen. Arbeitsrechtliche Regelungen, wie das Kündigungsschutzgesetz und das Betriebsverfassungsgesetz, sollen die Rechte der Arbeitnehmer in solchen Situationen schützen. Unternehmen sind verpflichtet, die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten und mit den Arbeitnehmervertretern zusammenzuarbeiten, um mögliche negative Auswirkungen abzumildern.

Wie können Gläubiger eines Unternehmens in finanziellen Schwierigkeiten geschützt werden?

Gläubiger eines Unternehmens in finanziellen Schwierigkeiten können durch verschiedene rechtliche Mechanismen geschützt werden, wie zum Beispiel das Insolvenzrecht, das die Abwicklung von Forderungen und die Verteilung des Vermögens des Unternehmens regelt. Darüber hinaus können Gläubiger in einigen Fällen auf die Haftung von Gesellschaftern und Geschäftsführern zurückgreifen, um ihre Forderungen geltend zu machen.

Wie können Unternehmen erfolgreich restrukturiert und saniert werden?

Der Erfolg einer Restrukturierung oder Sanierung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Qualität des Managements, der finanziellen Stabilität des Unternehmens, der Unterstützung der Gläubiger und der Flexibilität der Mitarbeiter. Einige Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Restrukturierung und Sanierung sind:

  • Eine realistische Bewertung der finanziellen Situation des Unternehmens
  • Die Entwicklung eines detaillierten Sanierungs- oder Restrukturierungsplans
  • Die Zusammenarbeit mit Gläubigern, Arbeitnehmervertretern und anderen Stakeholdern
  • Die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und arbeitsrechtlichen Bestimmungen
  • Die kontinuierliche Überwachung und Anpassung des Sanierungs- oder Restrukturierungsprozesses
  • Die Bereitschaft zur Umsetzung von schwierigen, aber notwendigen Maßnahmen, wie Kostensenkungen oder Personalabbau

Sanierung von Unternehmen: Zusammengefasst

Die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen ist ein komplexer Prozess, der sowohl rechtliche als auch betriebswirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringt. Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten müssen sich mit den relevanten Gesetzen und Regelungen auseinandersetzen und sollten professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um ihre Situation zu bewältigen und ihre Zukunft zu sichern. Die Zusammenarbeit mit Rechtsanwälten, Insolvenzverwaltern und anderen Experten kann entscheidend dazu beitragen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und die bestmöglichen Ergebnisse für das Unternehmen, seine Gläubiger und seine Mitarbeiter zu erzielen.

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