Strohmann-Betrug, auch als Strohmann-Geschäfte oder Strohmann-Arrangement bekannt, ist eine weit verbreitete Praxis in Wirtschaft und Gesellschaft und stellt auch rechtlich gesehen eine Herausforderung dar. Damit Sie als Unternehmer oder Privatperson entsprechend informiert sind und Ihre Interessen wahren können, hat unsere Anwaltskanzlei einen umfangreichen Leitfaden zum Thema Strohmann-Betrug erstellt.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Strohmann-Betrug?
  2. Rechtslage
  3. Strafrechtliche Konsequenzen
  4. Zivilrechtliche Konsequenzen
  5. Verjährung von Strohmann-Betrug
  6. Strohmann-Betrug im Steuerrecht
  7. Strohmann-Betrug im Arbeitsrecht
  8. Strohmann-Betrug in der Praxis: Beispiele
  9. Handlungsempfehlungen und Abwehr
  10. FAQ: Strohmann-Betrug
  11. Strohmann-Betrug – Wachsamkeit und Vorsorge sind entscheidend

Was ist Strohmann-Betrug?

Strohmann-Betrug bezeichnet die vorsätzliche Täuschung über die wahre Identität einer handelnden oder verantwortlichen Person in Wirtschaftsangelegenheiten. Dabei wird ein sogenannter „Strohmann“ (oder Strohfrau) vorgeschoben, der im Namen einer anderen Person handelt, um deren Identität oder Interessenlage zu verdecken. Gründe für den Einsatz eines Strohmanns können beispielsweise sein:

  • Umgehung von gesetzlichen Vorschriften oder Verboten
  • Steuerhinterziehung
  • Intransparenz von Geschäftsabläufen
  • Verdeckung von Vermögenswerten

Rechtslage

Die Rechtslage zum Strohmann-Betrug ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt, da der Begriff „Strohmann“ im Gesetz nicht ausdrücklich erwähnt wird. Dennoch gibt es zahlreiche Vorschriften, die Strohmann-Handlungen rechtlich erfassen. Zudem sind verschiedene Rechtsbereiche betroffen, je nachdem, in welchem Bereich ein Strohmann eingesetzt wird. Im Folgenden wird auf die verschiedenen Rechtsbereiche eingegangen und die Rechtslage erläutert.

Strafrechtliche Konsequenzen

Strohmann-Betrug kann in verschiedenen strafrechtlich relevanten Delikten zum Ausdruck kommen. Die wichtigsten sind:

Betrug (§ 263 StGB): Eine Täuschung über die tatsächliche Person des Handelnden oder über Interessenlagen kann einen strafbaren Betrug verwirklichen, wenn hierdurch ein Vermögensschaden hervorgerufen wird.

Untreue (§ 266 StGB): Wenn durch das Strohmann-Handeln Vermögensverfügungen getätigt werden, die dem Interesse des eigentlichen Berechtigten zuwiderlaufen und dessen Vermögensbetreuungspflicht verletzen, kann dies als strafbare Untreue gewertet werden.

Steuerhinterziehung (§ 370 AO): Verdeckt ein Strohmann Einkünfte oder Vermögenswerte oder gibt er falsche Steuererklärungen ab, kann dies eine strafbare Steuerhinterziehung darstellen.

Geldwäsche (§ 261 StGB): Das Handeln im Auftrag eines Strohmanns kann auch die Verschleierung von illegal erworbenen Vermögenswerten beinhalten und somit als strafbare Geldwäsche gelten.

Zivilrechtliche Konsequenzen

Auch im Zivilrecht kann Strohmann-Betrug Konsequenzen haben. Hier stehen insbesondere die Haftung und die Anfechtbarkeit von Verträgen im Vordergrund:

  • BGB: Ein Strohmann, der in fremdem Namen handelt, haftet gemäß § 164 BGB für Schäden, die durch sein Handeln entstehen. Zukünftig ist auch eine Regelung für die Haftung des Auftraggebers geplant (§ 329 BGB-E).
  • HGB: Bei Gesellschaften kann ein Strohmann-Geschäftsführer nach § 130a HGB persönlich haften, wenn er seiner Meldepflicht nicht nachkommt oder unrichtige Angaben macht.
  • Anfechtung: Verträge, die im Rahmen von Strohmann-Betrug geschlossen wurden, können unter Umständen wegen Irrtum, Täuschung oder Drohung gemäß §§ 119 ff. BGB angefochten und somit aufgehoben werden.

Verjährung von Strohmann-Betrug

Die Verjährungsfristen des Strohmann-Betrugs orientieren sich an den jeweiligen Delikten, die durch die Strohmann-Handlung verwirklicht wurden, und unterscheiden sich je nach Rechtsgebiet.

Strafrecht: Die Verjährungsfristen für die genannten Delikte liegen je nach Schwere zwischen drei und 30 Jahren (§ 78 StGB).

Zivilrecht: Die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche beträgt grundsätzlich drei Jahre ab Kenntnis des Schadens und des Schädigers (§ 195 BGB), während die Anfechtung von Verträgen innerhalb eines Jahres ab Kenntnis des Anfechtungsgrundes erfolgen muss (§ 124 BGB).

Steuerrecht: Die Festsetzungsfrist für Steuerhinterziehung beträgt zehn Jahre (§ 169 Abs. 2 Nr. 2 AO).

Strohmann-Betrug im Steuerrecht

Im Steuerrecht ergeben sich zahlreiche Pflichtverletzungen durch den Einsatz von Strohmännern. Beispiele für steuerrechtliche Verstöße sind:

  • Abgabe von unrichtigen oder unvollständigen Steuererklärungen durch den Strohmann
  • Vorenthalten von Steuern oder Steuerabzugsbeträgen
  • Verschleierung von Einkünften oder Umsätzen

Auch bei legalen Strohmann-Konstruktionen besteht die Gefahr, dass der eigentliche Auftraggeber steuerliche Pflichten verletzt. Hier ist eine sorgfältige Prüfung der Vereinbarungen und Steuererklärungen erforderlich.

Strohmann-Betrug im Arbeitsrecht

Im Arbeitsrecht kann Strohmann-Betrug beispielsweise relevant werden, wenn Arbeitgeber Strohmänner einsetzen, um den wahren Arbeitgeber zu verschleiern oder Arbeitnehmer in ihrer Verhandlungsposition zu schwächen. Hieraus könnten arbeitsrechtliche Konsequenzen erwachsen, wie beispielsweise:

  • Arbeitsgerichtliche Feststellungsverfahren, um den wahren Arbeitgeber zu ermitteln (§ 256 ZPO)
  • Schadensersatzansprüche des Arbeitnehmers gegen den Arbeitgeber für entgangenen Lohn
  • Sanktionen durch das Arbeitsamt oder andere Behörden bei Verstoß gegen arbeitsrechtliche Vorschriften (z. B. Arbeitnehmerüberlassungsgesetz)

Arbeitnehmer sollten daher aufmerksam sein und sich rechtlichen Beistand suchen, wenn sie vermuten, dass sie mit Strohmann-Verhältnissen konfrontiert werden.

Strohmann-Betrug in der Praxis: Beispiele

Strohmann-Betrug kann in unterschiedlichsten Branchen und Situationen vorkommen, einige gängige Beispiele sind:

Ein Unternehmer gründet eine weitere Firma und setzt einen Strohmann als Geschäftsführer ein, um seine eigene Beteiligung zu verschleiern und sich eventuellen Haftungsrisiken zu entziehen.

Ein Investor verwendet einen Strohmann, um mehrere Geschäftsanteile an einer Gesellschaft zu erwerben und so seine Einflussnahme im Hintergrund vor der Öffentlichkeit und den anderen Gesellschaftern zu verbergen.

Ein Privatmann verschleierte seine Eigentumsverhältnisse an einem kostspieligen Sportwagen durch die Zwischenschaltung eines Strohmanns, um seine Gläubiger bzw. Ehepartnerin über sein Vermögen zu täuschen.

Ein Arbeitgeber verwendet einen Strohmann, um Leistungsberechtigte einer Sozialleistung auszubeuten und qualifizierte Fachkräfte auf dem Schwarzmarkt zu beschäftigen.

Handlungsempfehlungen und Abwehr

Der Schutz vor Strohmann-Betrug erfordert ein aktives und wachsames Vorgehen. Folgende Handlungsempfehlungen können Ihnen helfen, sich gegen Strohmann-Betrug zu schützen:

  1. Recherchieren Sie sorgfältig die Identität und Reputation Ihrer Geschäftspartner.
  2. Prüfen Sie Vertragsunterlagen genau und achten Sie auf inkonsistente Angaben.
  3. Fordern Sie bei Zweifeln zusätzliche Dokumente oder Auskünfte an, um die Seriosität eines Geschäftspartners, Arbeitgebers oder Vertragspartners zu überprüfen.
  4. Suchen Sie bei Anzeichen von Strohmann-Betrug anwaltliche Beratung, um Ihre rechtlichen Möglichkeiten auszuloten.
  5. Seien Sie vorsichtig bei Geschäftsmodellen oder Vertragsstrukturen, die ungewöhnliche Umstände aufweisen oder besonders intransparent sind.

FAQ: Strohmann-Betrug

Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema Strohmann-Betrug:

Wie kann ich mich gegen Strohmann-Betrug schützen?

Die beste Prävention gegen Strohmann-Betrug ist eine sorgfältige Prüfung ihrer Geschäftspartner, potenziellen Arbeitgeber oder Vertragspartner. Hierzu können beispielsweise Recherchen im Handelsregister, Steuerbescheinigungen oder persönliche Gespräche mit Referenzen dienen.

Woran erkenne ich, dass ich von Strohmann-Betrug betroffen bin?

Einige Anzeichen für Strohmann-Betrug können sein: unklare Verantwortlichkeiten im Unternehmen, wechselnde Ansprechpartner, inkonsistente Vertragsunterlagen oder fehlende Transparenz bei Geschäftsabläufen. Wenn Sie einen begründeten Verdacht haben, sollten Sie den Sachverhalt von einem Rechtsanwalt prüfen lassen.

Welche Ansprüche habe ich als Geschädigter von Strohmann-Betrug?

Die Ansprüche von Opfern des Strohmann-Betrugs richten sich nach den jeweiligen Rechtsgrundlagen des zugrundeliegenden Delikts. Denkbar sind insbesondere Schadensersatzansprüche, Herausgabeansprüche oder Anfechtung von Verträgen.

Können auch juristische Personen Strohmann-Betrug begehen?

Grundsätzlich kann auch eine juristische Person als Strohmann verwendet werden. Dies kann besonders im Zusammenhang mit Steuerhinterziehung oder Geldwäsche vorkommen, indem beispielsweise Gelder über Offshore-Gesellschaften geschleust werden.

Strohmann-Betrug – Wachsamkeit und Vorsorge sind entscheidend

Strohmann-Betrug ist vielfältig und kann sich in verschiedenen Rechtsgebieten manifestieren, einschließlich Strafrecht, Zivilrecht, Steuerrecht und Arbeitsrecht. Die Rechtslage ist komplex und die Konsequenzen für alle Beteiligten können gravierend sein, weshalb es entscheidend ist, sich rechtzeitig darüber zu informieren und entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

In der Praxis bedeutet dies, sorgfältige Überprüfungen der Geschäftspartner, potenziellen Arbeitgeber oder Vertragspartner durchzuführen und auf Anzeichen für Strohmann-Verhältnisse zu achten. Bei Verdachtsmomenten sowie zur Durchsetzung von Ansprüchen ist der rechtliche Beistand eines erfahrenen Anwalts unverzichtbar.

Unsere Kanzlei wird Ihnen zur Seite stehen, um Sie in Fragen des Strohmann-Betrugs zu beraten und Ihnen bei Bedarf den bestmöglichen rechtlichen Beistand zu bieten. Schützen Sie sich proaktiv vor Strohmann-Betrug, indem Sie sich gut informieren, wachsames handeln und auf Ihre Intuition vertrauen.

Unsere Rechtsanwälte stehen Ihnen bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zur Verfügung.

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