Der vorläufige Rechtsschutz ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Rechtssystems und ermöglicht es Betroffenen, ihre Rechte bereits im Vorfeld eines Hauptsacheverfahrens zu sichern. Dieser Beitrag bietet Ihnen einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Aspekte des vorläufigen Rechtsschutzes, einschließlich gesetzlicher Grundlagen, aktueller Gerichtsurteile und häufig gestellter Fragen. Als erfahrener Rechtsanwalt erkläre ich Ihnen die Bedeutung des vorläufigen Rechtsschutzes und wie Sie ihn effektiv nutzen können, um Ihre Rechte in unterschiedlichen Situationen zu schützen.

Inhalt

Einführung in den vorläufigen Rechtsschutz

Der vorläufige Rechtsschutz ist ein Instrument, das es ermöglicht, bestimmte Rechte bereits vor der endgültigen Klärung einer Rechtsfrage im Rahmen eines Hauptsacheverfahrens zu sichern. Er dient dazu, die Zeit bis zur endgültigen Entscheidung in einem Rechtsstreit zu überbrücken und die Durchsetzung von Rechtsansprüchen zu gewährleisten, ohne dass es zu irreparablen Schäden kommt. Die Notwendigkeit des vorläufigen Rechtsschutzes ergibt sich aus der Tatsache, dass Gerichtsverfahren häufig langwierig sind und es in vielen Fällen nicht zumutbar ist, auf den Abschluss eines solchen Verfahrens zu warten.

Der vorläufige Rechtsschutz kommt in verschiedenen Bereichen des Rechts zur Anwendung, wie zum Beispiel im Zivilrecht, im Verwaltungsrecht, im Arbeitsrecht oder im Sozialrecht. Er kann in Form von einstweiligen Verfügungen, einstweiligen Anordnungen oder vorläufigen Entscheidungen ergehen, je nachdem, welche Art von Rechtsstreitigkeit vorliegt und welche rechtlichen Interessen geschützt werden sollen.

Arten des vorläufigen Rechtsschutzes

Der vorläufige Rechtsschutz kann in verschiedenen Formen auftreten, je nachdem, welche Art von Rechtsstreitigkeit vorliegt und welche rechtlichen Interessen geschützt werden sollen. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die verschiedenen Arten des vorläufigen Rechtsschutzes:

Einstweilige Verfügung

Die einstweilige Verfügung ist eine Form des vorläufigen Rechtsschutzes im Zivilrecht, die darauf abzielt, die Rechte einer Partei vorübergehend zu sichern, bis eine endgültige Entscheidung in der Hauptsache getroffen wurde. Sie kann dazu dienen, die Vollziehung eines bestimmten Verhaltens zu verhindern, eine Handlung zu unterlassen oder eine bestimmte Leistung zu erbringen. Einstweilige Verfügungen kommen häufig in Fällen von Urheberrechtsverletzungen, Wettbewerbsverstößen oder Persönlichkeitsrechtsverletzungen zum Einsatz.

Einstweilige Anordnung

Die einstweilige Anordnung ist eine Form des vorläufigen Rechtsschutzes im Verwaltungsrecht, die darauf abzielt, die Rechte einer Partei vorübergehend zu sichern, bis eine endgültige Entscheidung in der Hauptsache getroffen wurde. Sie kann dazu dienen, die Vollziehung eines Verwaltungsakts zu verhindern, eine bestimmte Handlung zu unterlassen oder eine bestimmte Leistung zu erbringen. Einstweilige Anordnungen kommen häufig in Fällen von Baugenehmigungen, immissionsschutzrechtlichen Anordnungen oder im Asylrecht zum Einsatz.

Vorläufige Entscheidung

Die vorläufige Entscheidung ist eine Form des vorläufigen Rechtsschutzes im Arbeitsrecht und im Sozialrecht, die darauf abzielt, die Rechte einer Partei vorübergehend zu sichern, bis eine endgültige Entscheidung in der Hauptsache getroffen wurde. Sie kann dazu dienen, eine bestimmte Leistung zu gewähren, eine Kündigung auszusetzen oder ein Beschäftigungsverhältnis fortzusetzen. Vorläufige Entscheidungen kommen häufig in Fällen von Kündigungsschutzklagen, Entgeltansprüchen oder Rentenstreitigkeiten zum Einsatz.

Gesetze und Vorschriften im Zusammenhang mit dem vorläufigen Rechtsschutz

Der vorläufige Rechtsschutz ist in verschiedenen Gesetzen und Vorschriften verankert. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die relevantesten gesetzlichen Regelungen in diesem Zusammenhang:

Zivilprozessordnung (ZPO)

Die Zivilprozessordnung (ZPO) regelt die Durchführung von Zivilprozessen in Deutschland und enthält in den §§ 916-945 ZPO die Vorschriften zum einstweiligen Rechtsschutz. Insbesondere die §§ 935-940 ZPO enthalten Regelungen zur einstweiligen Verfügung, während die §§ 916-934 ZPO die Durchführung des Arrestverfahrens regeln, das ebenfalls eine Form des einstweiligen Rechtsschutzes darstellt.

Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO)

Die Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) regelt das Verfahren vor den Verwaltungsgerichten in Deutschland und enthält in den §§ 123 und 80 VwGO die Vorschriften zum einstweiligen Rechtsschutz im Verwaltungsrecht. § 123 VwGO regelt die einstweilige Anordnung, während § 80 VwGO die aufschiebende Wirkung von Widerspruch und Anfechtungsklage betrifft, die ebenfalls eine Form des vorläufigen Rechtsschutzes darstellt.

Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG)

Das Arbeitsgerichtsgesetz (ArbGG) regelt das Verfahren vor den Arbeitsgerichten in Deutschland und enthält in den §§ 85-87 ArbGG die Vorschriften zum einstweiligen Rechtsschutz im Arbeitsrecht. Insbesondere § 85 ArbGG regelt die einstweilige Verfügung, während § 86 ArbGG die vorläufige Entscheidung betrifft.

Sozialgerichtsgesetz (SGG)

Das Sozialgerichtsgesetz (SGG) regelt das Verfahren vor den Sozialgerichten in Deutschland und enthält in den §§ 86b und 86e SGG die Vorschriften zum einstweiligen Rechtsschutz im Sozialrecht. § 86b SGG regelt die einstweilige Anordnung, während § 86e SGG die vorläufige Entscheidung betrifft.

Aktuelle Gerichtsurteile zum vorläufigen Rechtsschutz

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl aktueller Gerichtsurteile, die die verschiedenen Aspekte des vorläufigen Rechtsschutzes betreffen und die Rechtsprechung in diesem Bereich prägen:

Bundesverfassungsgericht: Eilrechtsschutz bei drohender Abschiebung (Beschluss vom 14. Mai 2018, Az. 2 BvR 863/18)

Das Bundesverfassungsgericht hat in diesem Beschluss die Anforderungen an den Eilrechtsschutz bei drohender Abschiebung konkretisiert. Es hat entschieden, dass ein effektiver Rechtsschutz gegen eine Abschiebungsanordnung auch die Möglichkeit einschließen muss, eine einstweilige Anordnung zur aufschiebenden Wirkung des Rechtsbehelfs zu erwirken. Die Gerichte müssen dabei eine umfassende Interessenabwägung vornehmen und die betroffenen Grundrechte angemessen berücksichtigen.

Bundesarbeitsgericht: Vorläufige Weiterbeschäftigung nach unwirksamer Kündigung (Urteil vom 27. Februar 2019, Az. 5 AZR 678/17)

Das Bundesarbeitsgericht hat in diesem Urteil entschieden, dass ein Arbeitnehmer, dessen Kündigungsschutzklage erfolgreich war, einen Anspruch auf vorläufige Weiterbeschäftigung bis zum rechtskräftigen Abschluss des Kündigungsschutzverfahrens haben kann. Dieser Anspruch kann sich aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht des Arbeitnehmers ergeben und setzt eine Interessenabwägung zwischen den beteiligten Parteien voraus.

Bundesverwaltungsgericht: Eilrechtsschutz gegen immissionsschutzrechtliche Anordnungen (Urteil vom 9. Oktober 2019, Az. 7 C 3.19)

Das Bundesverwaltungsgericht hat in diesem Urteil die Anforderungen an den Eilrechtsschutz gegen immissionsschutzrechtliche Anordnungen konkretisiert. Es hat entschieden, dass die Erfolgsaussichten einer Klage gegen eine solche Anordnung einerseits und die Dringlichkeit der Anordnung andererseits bei der Entscheidung über einen Antrag auf einstweilige Anordnung gegeneinander abgewogen werden müssen. Dabei hat das Gericht betont, dass der Gesundheitsschutz der Bevölkerung ein besonders hohes Gewicht zukommt.

Oberlandesgericht Hamm: Eilrechtsschutz im Wettbewerbsrecht (Urteil vom 4. März 2020, Az. 4 U 66/19)

Das Oberlandesgericht Hamm hat in diesem Urteil die Anforderungen an den Eilrechtsschutz im Wettbewerbsrecht verdeutlicht. Es hat entschieden, dass eine einstweilige Verfügung zur Unterbindung wettbewerbswidriger Handlungen grundsätzlich nur dann erlassen werden kann, wenn die Dringlichkeit der Maßnahme glaubhaft gemacht wird. Eine ausreichende Dringlichkeit kann insbesondere dann angenommen werden, wenn der Antragsteller unverzüglich nach Kenntnisnahme der Rechtsverletzung tätig geworden ist.

Häufig gestellte Fragen zum vorläufigen Rechtsschutz

Im Folgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema vorläufiger Rechtsschutz:

Wann ist der vorläufige Rechtsschutz sinnvoll?

Der vorläufige Rechtsschutz ist sinnvoll, wenn eine endgültige Entscheidung in einem Rechtsstreit voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen wird und eine sofortige Regelung erforderlich ist, um irreparable Schäden oder die Gefährdung der Durchsetzung von Rechtsansprüchen zu verhindern. In solchen Fällen kann der vorläufige Rechtsschutz als vorübergehende Lösung dienen, um bestimmte Rechte und Interessen der beteiligten Parteien zu sichern.

Wie beantrage ich vorläufigen Rechtsschutz?

Der Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz muss bei dem zuständigen Gericht eingereicht werden. Dabei ist es wichtig, die gesetzlichen Anforderungen und Fristen für den jeweiligen Antrag zu beachten. In der Regel muss der Antragsteller glaubhaft machen, dass eine sofortige Regelung erforderlich ist und die Erfolgsaussichten in der Hauptsache gegeben sind. Es empfiehlt sich, einen erfahrenen Rechtsanwalt zu konsultieren, der den Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz fachgerecht vorbereiten und einreichen kann.

Wie lange dauert es, bis über einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz entschieden wird?

Die Dauer bis zur Entscheidung über einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Auslastung des zuständigen Gerichts, der Komplexität des Sachverhalts und der Dringlichkeit der Angelegenheit. Grundsätzlich soll über Anträge auf vorläufigen Rechtsschutz jedoch zügig entschieden werden, um die beteiligten Parteien nicht unnötig lange im Ungewissen zu lassen. In besonders dringenden Fällen kann das Gericht auch eine Eilentscheidung treffen, die innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden ergehen kann.

Was kostet ein Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz?

Die Kosten für einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz setzen sich aus den Gerichtskosten und den Anwaltskosten zusammen. Die Gerichtskosten richten sich nach dem Streitwert der Angelegenheit und werden anhand der Gebührentabelle des Gerichtskostengesetzes (GKG) ermittelt. Die Anwaltskosten hängen von der Höhe des Streitwerts und dem Umfang der anwaltlichen Tätigkeit ab und werden nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) berechnet. Insgesamt können die Kosten für einen Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz je nach Komplexität der Angelegenheit und Streitwert mehrere tausend Euro betragen.

Was passiert, wenn der vorläufige Rechtsschutz abgelehnt wird?

Wenn ein Antrag auf vorläufigen Rechtsschutz abgelehnt wird, bedeutet das in der Regel, dass das Gericht die Erfolgsaussichten in der Hauptsache oder die Dringlichkeit der Angelegenheit nicht als gegeben ansieht. In diesem Fall bleibt der Antragsteller auf seinen Kosten sitzen und muss die Entscheidung des Gerichts akzeptieren. Allerdings steht ihm die Möglichkeit offen, gegen die Entscheidung Rechtsmittel einzulegen, etwa in Form einer Beschwerde oder einer Rechtsbeschwerde. Auch hierbei empfiehlt es sich, einen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen, um die Erfolgsaussichten des Rechtsmittels einschätzen zu können.

Schlussbemerkungen

Der vorläufige Rechtsschutz ist ein wichtiges Instrument zur Sicherung von Rechten im Vorfeld einer endgültigen Entscheidung in einem Rechtsstreit. Er ermöglicht es den beteiligten Parteien, ihre Ansprüche effektiv durchzusetzen und irreparable Schäden abzuwenden. Da die Beantragung und Durchführung von vorläufigem Rechtsschutz rechtlich komplex sein kann, ist es ratsam, einen erfahrenen Rechtsanwalt zu Rate zu ziehen. Dieser kann die Erfolgsaussichten eines Antrags auf vorläufigen Rechtsschutz einschätzen, den Antrag fachgerecht vorbereiten und einreichen und die betroffenen Parteien während des gesamten Verfahrens kompetent beraten und vertreten.

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