Als Gesellschafter einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) können Sie von verschiedenen Rechten profitieren, insbesondere von Weisungsrechten. In diesem Blog-Beitrag der Kanzlei Herfurtner wollen wir Ihnen einen umfassenden Einblick in die Weisungsrechte der GmbH-Gesellschafter geben. Wir behandeln die Rechtsgrundlagen, typische Fallstricke, Beispiele und aktuelle Gerichtsurteile, um Ihnen ein besseres Verständnis dieses wichtigen Aspekts des GmbH-Rechts zu vermitteln.

Rechtsgrundlagen der Weisungsrechte der GmbH-Gesellschafter

Die Weisungsrechte der Gesellschafter einer GmbH basieren auf verschiedenen gesetzlichen Regelungen. Die zentralen Bestimmungen finden sich im Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHG):

  • § 46 GmbHG: Diese Vorschrift regelt die Kompetenzen der Gesellschafterversammlung, in der die Gesellschafter ihre Weisungsrechte ausüben können. Dazu zählen u.a. die Bestellung und Abberufung von Geschäftsführern, die Feststellung des Jahresabschlusses, die Verwendung des Bilanzgewinns und die Änderung des Gesellschaftsvertrags.
  • § 47 GmbHG: In dieser Vorschrift sind die Stimmrechte der Gesellschafter festgelegt. Grundsätzlich hat jeder Gesellschafter eine Stimme, es sei denn, der Gesellschaftsvertrag sieht eine abweichende Regelung vor.
  • § 48 GmbHG: Hier wird die Beschlussfassung der Gesellschafter geregelt. In der Regel sind Beschlüsse mit einfacher Mehrheit gültig, es sei denn, der Gesellschaftsvertrag oder das Gesetz verlangt eine qualifizierte Mehrheit.

Typische Fallstricke bei der Ausübung von Weisungsrechten

Bei der Ausübung von Weisungsrechten sind einige Fallstricke zu beachten:

  1. Missbräuchliche Ausübung von Weisungsrechten: Gesellschafter dürfen ihre Weis
    ungsrechte nicht missbräuchlich ausüben, um anderen Gesellschaftern oder der Gesellschaft selbst zu schaden. Dies kann zu Schadensersatzansprüchen oder der Anfechtung von Beschlüssen führen.
  2. Nichteinhaltung von Formvorschriften: Gesellschafterbeschlüsse müssen bestimmten Formvorschriften entsprechen, wie zum Beispiel der Schriftform oder der notariellen Beurkundung. Eine Nichteinhaltung dieser Vorschriften kann zur Unwirksamkeit des Beschlusses führen.
  3. Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgebot: Gesellschafter müssen grundsätzlich gleich behandelt werden, es sei denn, es besteht ein sachlicher Grund für eine unterschiedliche Behandlung. Eine Verletzung dieses Grundsatzes kann zur Anfechtung von Gesellschafterbeschlüssen führen.

Beispiele für die Anwendung von Weisungsrechten

Im Folgenden finden Sie einige Beispiele, die die Anwendung von Weisungsrechten der GmbH-Gesellschafter veranschaulichen:

  • Weisung zur Entlassung eines Geschäftsführers: Die Gesellschafterversammlung kann beschließen, einen Geschäftsführer abzuberufen, wenn sie das Vertrauen in dessen Fähigkeiten verloren hat oder es zu einer schwerwiegenden Pflichtverletzung gekommen ist.
  • Weisung zur Neubesetzung von Führungspositionen: Die Gesellschafter können die Geschäftsführung anweisen, bestimmte Führungspositionen innerhalb der GmbH neu zu besetzen oder zu streichen, um das Unternehmen effizienter zu gestalten.
  • Weisung zur Umsetzung von Geschäftsstrategien: Gesellschafter können die Geschäftsführung anweisen, eine bestimmte Geschäftsstrategie zu verfolgen oder bestimmte Geschäftsziele zu erreichen.

Aktuelle Gerichtsurteile zum Thema Weisungsrechte der GmbH-Gesellschafter

Nachfolgend finden Sie einige aktuelle Gerichtsurteile, die sich mit den Weisungsrechten der GmbH-Gesellschafter befassen:

  1. BGH, Urteil vom 24.06.2019 – II ZR 252/17: Der Bundesgerichtshof entschied, dass die Gesellschafter einer GmbH grundsätzlich nicht dazu verpflichtet sind, dem Geschäftsführer Weisungen zu erteilen, um die Gesellschaft zu steuern. Die Geschäftsführung hat im Rahmen ihrer Organstellung eigene Kompetenzen und Pflichten und ist nicht völlig von Weisungen der Gesellschafter abhängig.
  2. OLG München, Urteil vom 14.03.2018 – 7 U 2107/17: Das Oberlandesgericht München stellte fest, dass eine unzulässige Weisung, die einen Gesellschafter benachteiligt, zur Unwirksamkeit des entsprechenden Gesellschafterbeschlusses führen kann. In dem entschiedenen Fall hatte ein Gesellschafter aufgrund der unzulässigen Weisung gegenüber dem Geschäftsführer einen Schadensersatzanspruch gegen die anderen Gesellschafter.
  3. BGH, Urteil vom 20.11.2018 – II ZR 12/17: Der Bundesgerichtshof urteilte, dass die Gesellschafter einer GmbH, die über die Verwendung des Bilanzgewinns entscheiden, diesen nicht ohne weiteres an sich selbst ausschütten dürfen, wenn dies zu einer unangemessenen Benachteiligung der Gläubiger der Gesellschaft führt. Eine solche unzulässige Weisung kann zur Anfechtung des entsprechenden Beschlusses führen.

Weisungsrechte der GmbH Gesellschafter

Die Weisungsrechte der GmbH-Gesellschafter sind ein zentrales Element der Steuerung und Kontrolle der Gesellschaft. Allerdings sind sie auch mit zahlreichen rechtlichen Anforderungen und Fallstricken verbunden, die sowohl die Gesellschafter selbst als auch die Geschäftsführung beachten müssen. Um rechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, sollten Sie sich stets von einem erfahrenen Rechtsanwalt beraten lassen, der Ihnen bei der Ausübung Ihrer Weisungsrechte zur Seite steht.

Die Kanzlei Herfurtner verfügt über jahrelange Erfahrung im Gesellschaftsrecht und berät Sie kompetent und zielorientiert bei allen Fragen rund um die Weisungsrechte der GmbH-Gesellschafter. Kontaktieren Sie uns, um Ihre individuelle Situation zu besprechen und die bestmögliche Lösung für Ihre Gesellschaft zu finden.

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