In diesem Blog-Beitrag gehen wir auf die juristische Bedeutung von Arglist ein und erklären, wie sie im Privat- und Handelsrecht angewendet wird. Wir beleuchten verschiedene Aspekte wie Vertragsrecht, Arbeitsrecht und Gesellschaftsrecht und berichten über aktuelle Gerichtsurteile. Zudem bieten wir eine FAQ-Sektion, in der wir auf häufig gestellte Fragen zur Arglist eingehen.

Was ist Arglist?

Arglist ist ein juristischer Begriff, der grob als das absichtliche Täuschen oder das Vorspiel falscher Tatsachen definiert werden kann. Sie hat im Privatrecht und Handelsrecht weitreichende Auswirkungen, da sie sowohl als vertragliches als auch als gesetzliches Rechtskonzept relevant ist. Hier sind einige wichtige Eckpunkte zur Arglist:

  • Arglist ist ein strafrechtliches und zivilrechtliches Rechtskonzept.
  • Es kann strenge Sanktionen und Haftungen nach sich ziehen.
  • Arglist kann sowohl im Vertragsrecht als auch im Gesellschaftsrecht zur Anwendung kommen.

Arglist im Vertragsrecht

Im Vertragsrecht ist sie eng mit der Frage des Irrtums verknüpft. Wenn es eine arglistige Täuschung gibt, kann das Opfer einen Schadensersatzanspruch geltend machen und/oder den Vertrag wegen Irrtums anfechten. Hier sind einige Beispiele für Arglist im Vertragsrecht:

  • Ein Käufer kauft ein Auto, von dem der Verkäufer wusste, dass es gravierende Mängel hat, aber dem Käufer wurde versichert, dass das Auto in einwandfreiem Zustand sei.
  • Ein Verkäufer gibt an, er sei der rechtmäßige Eigentümer einer Immobilie, obwohl er dies nicht ist.
  • Ein Arbeitgeber täuscht einen Arbeitnehmer über die Beschaffenheit der angebotenen Stelle, indem er falsche Informationen über das Unternehmen, die Aufgaben, die Vergütung oder die Arbeitsbedingungen zur Verfügung stellt.

§ 123 BGB: Anfechtung wegen Arglist oder Drohung

Nach § 123 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) kann ein rechtsgeschäftlicher Vertrag angefochten werden, wenn einer der Vertragsparteien durch arglistige Täuschung oder Drohung zum Abschluss des Vertrages veranlasst wurde.

Aktuelle Gerichtsurteile zur Arglist im Vertragsrecht

Das Oberlandesgericht Hamm entschied im Jahr 2020, dass ein Verkäufer eines Gebrauchtwagens, der mit gefälschten Scheckheftunterlagen den Original-Kilometerstand des Fahrzeugs verschleierte, wegen Arglist in Anspruch genommen werden kann. Der Käufer erklärte die Anfechtung des Kaufvertrags wegen arglistiger Täuschung und verlangte die Rückabwicklung des Vertrags. Das Gericht gab dem Kläger Recht und entschied, dass der Kaufvertrag wegen Arglist des Verkäufers unwirksam ist.

Arglist im Gesellschaftsrecht

Im Gesellschaftsrecht kann sie sowohl beim Abschluss eines Gesellschaftsvertrags als auch bei der Gründung, Umwandlung oder Auflösung einer Gesellschaft eine Rolle spielen. Hier sind einige Beispiele für Arglist im Gesellschaftsrecht:

  • Ein Gesellschafter gibt falsche Informationen über seine finanziellen Verhältnisse oder seine Erfahrungen und Fähigkeiten im Geschäftsbereich an, um in den Genuss von Vorteilen und Rechten aus dem Gesellschaftsvertrag zu kommen.
  • Ein Gesellschafter verschweigt seine Interessenkonflikte oder betrügerischen Absichten bei der Gründung oder Umwandlung einer Gesellschaft.
  • Ein Gesellschafter verbreitet bewusst falsche Angaben über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gesellschaft bzw. das Unternehmen, um andere Gesellschafter zu schädigen oder potenzielle Investoren oder Kunden zu täuschen.

§ 25 HGB: Offene Handelsgesellschaft (OHG) und Arglist

Im Bereich der offenen Handelsgesellschaft (OHG) ist das Gesetz zur Bekämpfung von Arglist besonders streng. Gemäß § 25 des Handelsgesetzbuchs (HGB) haften die Gesellschafter einer OHG unbeschränkt und gesamtschuldnerisch für alle Verbindlichkeiten der Gesellschaft, soweit sie während ihres Bestehens entstanden sind. Dies bedeutet, dass jeder Gesellschafter, unabhängig von seinem Vermögensanteil an der Gesellschaft, für alle Verbindlichkeiten in vollem Umfang haftet. Somit sind Geschädigte im Falle arglistiger Handlungen eines Gesellschafters geschützt.

Aktuelle Gerichtsurteile zur Arglist im Gesellschaftsrecht

Das Landgericht Hamburg entschied in einem Fall aus dem Jahr 2017, dass ein Geschäftsführer und Gesellschafter einer GmbH wegen arglistiger Täuschung haftbar gemacht werden kann, wenn er wissentlich fehlerhafte Angaben zur Unternehmensstruktur und Verträgen macht, um einen Vertragspartner dazu zu bringen, in die Gesellschaft einzusteigen. In diesem Fall wurde der beklagte Geschäftsführer zu Schadensersatz verurteilt.

FAQs

Was unterscheidet Arglist von Betrug?

Arglist und Betrug sind zwei juristische Begriffe, die oft miteinander verwechselt werden. Während Arglist ein zivilrechtliches Rechtskonzept ist und sich auf das absichtliche Täuschen bezieht, ist Betrug ein strafrechtlicher Tatbestand (§ 263 StGB), der die widerrechtliche Erlangung von Vermögensvorteilen zum Inhalt hat. Bei Betrug liegt neben der Täuschung auch eine Vermögensverfügung durch das Opfer vor, wodurch dieses Vermögensschaden erleidet.

Kann Arglist auch durch Unterlassen oder Verschweigen entstehen?

Ja, Arglist kann auch durch das Verschweigen oder Unterlassen einer Pflicht zur Aufklärung entstehen. Dies gilt insbesondere, wenn dem Täter eine besondere Offenbarungspflicht obliegt oder er davon ausgehen kann, dass die falschen Informationen, wenn sie bekannt geworden wären, zu einer anderen Entscheidung des Opfers geführt hätten.

Wie kann ich mich gegen Arglist schützen?

Um sich vor arglistigen Handlungen zu schützen, sollte man wachsam sein und Informationen überprüfen, bevor man Verträge eingeht oder Geschäftsbeziehungen aufbaut. Es ist auch empfehlenswert, rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass Verträge und Vereinbarungen rechtlich abgesichert sind. Bei Anzeichen von Arglist sollte man unverzüglich rechtlichen Beistand suchen, um seine Rechte zu wahren und mögliche Schäden abzuwehren.

Wie lange habe ich Zeit, einen Vertrag wegen Arglist anzufechten?

Die Anfechtungsfrist beträgt gemäß § 124 BGB im Allgemeinen ein Jahr ab dem Zeitpunkt, in dem die arglistige Täuschung entdeckt wurde. Die absolute Verjährung tritt nach zehn Jahren ein, unabhängig davon, ob die Täuschung entdeckt wurde oder nicht. Im Einzelfall können jedoch Sonderregelungen gelten, daher sollte man sich rechtlich beraten lassen, um die individuelle Frist sicher zu stellen.

Wie lange kann ich Schadensersatz wegen Arglist verlangen?

Die Verjährungsfrist für Schadensersatzansprüche beträgt gemäß § 195 BGB drei Jahre ab dem Zeitpunkt, in dem der Anspruch entstanden ist und der Gläubiger von den anspruchsbegründenden Umständen und der Personen des Schuldners Kenntnis erlangt hat oder ohne grobe Fahrlässigkeit hätte erlangen müssen.

Fazit

Arglist ist ein zentrales juristisches Konzept sowohl im Privatrecht als auch im Handelsrecht. Sie kann sowohl im Vertragsrecht als auch im Gesellschaftsrecht zu Anwendung kommen und hat weitreichende Auswirkungen auf Vertragsbeziehungen und Geschäftsaktivitäten. Um sich vor arglistigen Handlungen zu schützen, ist es wichtig, wachsam zu sein und Informationen zu überprüfen, bevor man Verträge eingeht oder Geschäftsbeziehungen aufbaut. Im Zweifelsfall sollte man rechtliche Beratung in Anspruch nehmen, um seine Rechte zu wahren und mögliche Schäden abzuwehren.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie Opfer einer arglistigen Täuschung geworden sind oder rechtliche Unterstützung im Zusammenhang mit dem Thema benötigen, zögern Sie nicht, Kontakt zu unserer Anwaltskanzlei aufzunehmen. Unsere erfahrenen und kompetenten Rechtsanwälte beraten und vertreten Sie gerne in sämtlichen rechtlichen Fragen rund um Arglist und ihre Auswirkungen im Privat- und Handelsrecht.

Unsere Rechtsanwälte stehen Ihnen bundesweit und im deutschsprachigen Ausland zur Verfügung.

Rechtsanwalt Arthur Wilms - Kanzlei Herfurtner

Arthur Wilms | Rechtsanwalt | Associate

Philipp Franz Rechtsanwalt

Philipp Franz | Rechtsanwalt | Associate

Anwalt Wolfgang Herfurtner Hamburg - Wirtschaftsrecht

Wolfgang Herfurtner | Rechtsanwalt | Geschäftsführer | Gesellschafter

Kundenbewertungen & Erfahrungen zu Herfurtner Rechtsanwälte. Mehr Infos anzeigen.

Aktuelle Beiträge aus dem Rechtsgebiet Zivilrecht